Film des Betrugs?
Prag erwägt Klage gegen Dokumentation von „National Geographic“
17. 10. 2013 - Text: René PfaffText: René Pfaff; Foto: T+E
„Ich lasse mich hereinlegen, damit Sie nicht hereingelegt werden“ lautet das Motto von Conor Woodman. In der Doku-Reihe „Scam City“ deckt der Moderator in den Metropolen der Welt jeden raffinierten Taschendiebstahl und jede noch so trickreiche Betrügerei mittels winziger Knopfkameras und Mikrofone auf – das behauptet er zumindest.
Die zweite Episode der Reihe des Fernsehsenders „National Geographic“, die im November vergangenen Jahres erstmals ausgestrahlt wurde, spielt in Prag und lässt die tschechische Hauptstadt nicht besonders gut aussehen: Betrug und Abzocke seien hier an der Tagesordnung. Gegen diese negative Darstellung regt sich nun Protest.
Wie Stadtrat Lukáš Manhart (TOP 09) bekanntgab, haben Polizei-Untersuchungen ergeben, dass die gesamte Reportage gestellt war. Jana Rosslerová, Sprecherin der Prager Polizei, erklärte gegenüber der Presseagentur AFP, man habe keinen Zweifel daran, dass die Akteure vor der Kamera jederzeit gewusst hätten, dass sie von einem Team von professionellen Kameraleuten gefilmt würden. Teilweise seien sie für ihre Darstellungen sogar bezahlt worden.
Eine kleine Szenen-Auswahl aus der mutmaßlichen Pseudo-Reportage: Woodman lässt sich zu Beginn von einem Taxifahrer des Unternehmens „Euro Taxi“ vom Altstädter Ring zum Wenzelsplatz kutschieren. Dafür muss er 754 Kronen berappen – ein stolzer Preis. Bei einem anderen Taxiunternehmen muss er lediglich 231 Kronen für die Fahrt durch das Stadtzentrum zahlen. Conor Woodman ist sich sicher: Er wurde dreist abgezockt.
Am Altstädter Ring kauft er sich einen Hot Dog und einen Glühwein – an beiden Ständen bezahlt er mit einem 2.000-Kronen-Schein, bekommt aber jeweils nur das Wechselgeld auf einen Tausender.
Der dramaturgische Höhepunkt der mit reißerischen Off-Kommentaren des Moderators unterlegten Doku: Von dem livrierten Türsteher eines „Cabarets“ am Wenzelsplatz lässt sich Woodman zu einer Taxifahrt verleiten, die ihn zu einem exklusiven Erotik-Club führen soll. Das Etablissement hat jedoch nichts mit dem Hochglanzlokal aus dem Prospekt zu tun. In der schummrigen Kaschemme wird Woodman fachgerecht erpresst. Zwei bullige Herren verwehren ihm unter Androhung von körperlicher Gewalt, das Lokal wieder zu verlassen – solange er ihnen nicht eine Auslöse von 500 Euro bezahlt.
Nach Ansicht von Lukáš Manhart beschädigen die Darstellungen den guten Ruf der tschechischen Hauptstadt. Nicht nur im Tourismus-Sektor befürchte man aufgrund des Films finanzielle Einbußen. Der Stadtrat möchte nun zunächst Vertreter von „National Geographic“ treffen und mit ihnen über den Fall sprechen. Danach könnten juristische Schritte gegen den amerikanischen Fernsehsender folgen, sagt Manhart.
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