Fragen nach Geschichten
Mit dem Festival „Sculpture Line“ können Besucher und Einheimische die Stadt neu entdecken
26. 7. 2016 - Text: Franziska NeudertText: Franziska Neudert; Fotos: Sculpture Line
Wer am Masaryk-Ufer steht und sich fragt, warum derzeit ein großes Fragezeichen aus Holz auf der Moldau schwimmt, der befindet sich schon mittendrin im Festival. Bis 30. September präsentiert „Sculpture Line“ an beliebten und unerwarteten Orten seltsame Figuren und kunstvolle Gestalten. Sie sollen einen neuen Blick auf den öffentlichen Raum ermöglichen und dem bisher vertrauten Umfeld eine weitere Dimension hinzufügen, sagt Festivaldirektor Ondřej Škarka. Insgesamt 21 Skulpturen und Installationen gibt es an ebenso vielen Standorten zu entdecken. „Die Prager Bewohner und Besucher sollen ihnen in der natürlichen Umgebung ihres täglichen Lebens begegnen. Wir wollen ihnen Gelegenheit geben, neue und unbekannte Geschichten zu entdecken“, so Škarka.
Sie verbergen sich beispielsweise auf der Piazzetta zwischen Nationaltheater und Nová scéna. Dort befinden sich zwei Pferdebronzen des Jindřich-Chalupecký-Preisträgers Michal Gabriel. „Engel des Meeres“ heißen die Skulpturen von Michal Trpák, die über den Köpfen der Besucher im Hof des Neustädter Rathauses schweben. Aus dem Teich im Garten Vojanovy sady auf der Kleinseite ragen zwei schlanke Kunststoffbeine aus dem Wasser. Ein Baum aus Eisen wächst vor dem Messegelände in Holešovice aus dem Asphalt.
Wenige Meter davon entfernt stehen merkwürdige Wesen aus Stahl, die ein „lautloses Gespräch“ – so der Titel des Werkes – führen. Ein rosaroter Eisbär vor dem Tanzenden Haus musste aus technischen Gründen, wie die Veranstalter auf ihrer Homepage schreiben, vorübergehend weichen. Er soll aber bald zurückkehren. Im Franziskaner-Garten in der Neustadt sind Sandsteinfiguren des mexikanischen Künstlers Alberto Aragón Reyes zu sehen.
Außerhalb des Stadtzentrums eröffnet unter anderem die „Turnende Figur“ eine neue Sicht auf die Umgebung der Rodelbahn in Prosek. Ebenfalls von Jakub Flejšar ist die „Sitzende Figur“ aus Metall und Holz im Botanischen Garten in Troja. Für Dolní Břežany im Süden Prags schuf der Bildhauer Stefan Milkov seinen mysteriösen „Corpus Angelicus“ aus Gusseisen.
Bereits im vergangenen Jahr hatten die Veranstalter Einheimische und Touristen eingeladen, mit den Werken zeitgenössischer Künstler die Stadt aus einer neuen Perspektive kennenzulernen. Wie im Sommer 2015 ragt auch dieses Mal im Futurama Business Park in Karlín bedrohlich eine Haifischflosse aus dem Wasserbecken. Auch das quietschbunte Sofa von Alexandra Koláčková ist wieder ausgestellt. Erschöpfte Spaziergänger können sich auf der tönernen Sitzgelegenheit am Pavilion B. Braun Dialog in Libeň ausruhen.
Sculpture Line, bis 30. September, www.sculptureline.cz
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