Gegen den Fachkräftemangel
Jablotron will eigene Schule für Elektrotechnik und Maschinenbau gründen
22. 10. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Jablotron
Eine Berufsausbildung besteht in Tschechien hauptsächlich aus Theorie. Das Wissen vermitteln meist sogenannte Fachschulen, eine Lehre direkt im Betrieb ist dagegen die Ausnahme. Firmen können so auf „fertige“ Absolventen zurückgreifen und müssen wenig in die Förderung eigener Nachwuchskräfte investieren. Allerdings sind sie mit der Qualität der staatlichen Ausbildung häufig unzufrieden. Die Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer (DTIHK) zum Beispiel weist seit längerem auf Defizite vor allem in technischen Berufen hin. Der Unterricht an den Fachschulen sei nicht praxisorientiert, Lehrpläne und Berufsprofile veraltet, so die Kritik. Das Unternehmen Jablotron im nordböhmischen Jablonec nad Nisou sieht das ähnlich. Deshalb will es jetzt eine eigene Fachschule für Elektrotechnik und Maschinenbau gründen.
„Damit tschechische Industriebetriebe erfolgreich funktionieren können, brauchen sie qualifizierte und motivierte Techniker“, begründet Unternehmenseigentümer Dalibor Dědek die Entscheidung. „Wir werden nicht wie andere nur danach rufen, dass der Staat etwas liefern soll. Wir wollen selbst tätig werden und zwar keineswegs nur für den eigenen Bedarf.“
Jablotron beschäftigt etwa 430 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz in Höhe von etwa zwei Milliarden Kronen (gut 72 Millionen Euro). Es wurde im Jahr 1990 gegründet und hat sich auf die Entwicklung und den Verkauf von elektronischer Sicherheitstechnik und Signalgeräten spezialisiert.
Über die Gründung der unternehmenseigenen Schule hat sich Jablotron bereits mit dem Kreis Liberec geeinigt, der die Einrichtung ebenso genehmigen muss wie das Bildungsministerium. Die Unternehmensschule soll drei Zweige der Fachschule für Technik in Jablonec übernehmen. Dabei soll es sich um die vierjährigen Ausbildungsgänge Maschinenbau, Elektrotechnik und technisches Lyzeum handeln. Die neue Schule soll im September 2016 eröffnen, der Übergang stufenweise vor sich gehen.
Die Initiative von Jablotron ist zwar ungewöhnlich, angesichts des vielerorts beklagten Fachkräftemangels ist es aber nicht das einzige Unternehmen, das sich für Ausbildung im technischen Bereich engagiert. Der Fahrzeughersteller Škoda beispielsweise gründete im April vergangenen Jahres die betriebseigene „Škoda Akademie”. Jablotron-Eigentümer Dědek glaubt jedoch, dass Unternehmen noch früher ansetzen müssen. Seit zwei Jahren beteilige sich sein Unternehmen an einem Projekt, das Kinder schon in der Grundschule für Naturwissenschaften begeistern soll. „Wenn ein Schüler irgendwann in der zweiten oder dritten Klasse eine Abneigung gegenüber Mathematik und Physik entwickelt, dann kann man das später nur sehr schwer ändern.“
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