Gemeinsam für den Tourismus
Kommunen aus Bayern, Sachsen und Tschechien wollen im Dreiländereck besser zusammenarbeiten
10. 2. 2016 - Text: PZText: PZ, Foto: APZ
Der Bahnhof in Aš hat schon bessere Tage gesehen; am Hotel Goethe bröckelt der Putz. „Suche Arbeit in Deutschland“, hat jemand mit schwarzem Filzstift auf einen Zettel geschrieben, der an einem Laternenmast hängt. Wer im Grenzgebiet unterwegs ist, sieht viel Grau zwischen Böhmen, Bayern und Sachsen – und so ist oft auch das Image der Orte, die von Prag, Dresden oder München aus betrachtet irgendwo am Ende der Welt liegen. Um das zu ändern, haben sich zwölf Kommunen aus drei Bezirken in zwei Staaten zusammengeschlossen. Auf gemeinsame Suche nach einer „Strategie zur Belebung des Tourismus“ wollen sich Regnitzlosau, Rehau und Schönwald in Oberfranken, Triebel, Eichigt, Adorf, Bad Elster und Bad Brambach im Vogtland sowie Aš, Krásná, Hranice und Podhradí auf tschechischer Seite begeben.
Die Initiative für das gemeinsame Projekt hat das Amt für Ländliche Entwicklung in Oberfranken ergriffen, um ein „Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept“ im Dreiländereck aufzustellen. „Der Impuls kam aus der Stadt Rehau“, erläutert der Geograf Michael Neft von der oberfränkischen Behörde. Im Rehauer Ortsteil Neuhausen, direkt an der tschechischen Grenze bei Aš, soll ein Zentrum für Artenvielfalt entstehen. Investition und Dauerbetrieb setzen jedoch voraus, dass viele Besucher kommen – auch aus dem Nachbarland. „Unser Anliegen für die Region ist es, das touristische Potenzial stärker auszuschöpfen und Besucher schwerpunktmäßig aus Bayern, Sachsen und Böhmen zu erreichen“, so Neft.
Landschaftsarchitekt Raimund Böhringer sieht im „deutsch-tschechischen Erlebnis“, wie er es formuliert, eine Chance für regionales Marketing. Zudem hält der Fachplaner das Dreiländereck prädestiniert für ein Modell von Kooperationen zwischen jeweils zwei Nachbarorten, wie Ebmath und Hranice, Posseck und Nentschau oder Neuhausen und Krásná, das in Tschechien 2015 zum „Dorf des Jahres“ gekürt wurde.
Die Vertreter von Kommunen und Tourismusorganisationen, die sich mit Böhringer vor kurzem in Bad Brambach zum zweiten Mal zur Zukunfts- und Ideenwerkstatt getroffen haben, wollen zum Beispiel an bestehende Radwege anknüpfen. Ferdinand Reb, Leiter der Tourismuszentrale Fichtelgebirge, sieht aber auch die Probleme: „Jede Region funktioniert für sich, es fehlt an Verbindungen.“Als Teilerfolg wertet Böhringer den Wunsch nach einer „regionalen Identität“. Michael Abraham, Bürgermeister von Rehau, plädiert dafür, nach außen geschlossen aufzutreten: „Statt jeder für sich am Rand zu agieren, sollten wir alle zusammen die Mitte bilden.“ Böhringer ist der Auffassung, dass der bestehende kommunale Arbeitskreis „Freunde im Herzen Europas“ eine gute Ausgangslage für die weitere Zusammenarbeit biete. Das Konzept zur „Integrierten Ländlichen Entwicklung im Dreiländereck“ soll bis Mai stehen.
Sommerfrische in der Steiermark
An der Blutigen Straße