Gemeinsam für Vattenfalls Braunkohle
Die Unternehmen EPH und PPF wollen Bergbaugebiete und Kraftwerke in Deutschland übernehmen – auch ČEZ hat weiterhin Interesse
21. 10. 2015 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: APZ
Mit vereinten Kräften wollen sich zwei tschechische Unternehmen um die deutsche Braunkohle-Sparte des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall bemühen. Die Energie- und Industrieholding (Energetický a průmyslový holding, EPH) und die Investmentgruppe PPF haben eine gemeinsame Gesellschaft gegründet, an der beide gleich viele Anteile halten. Sie soll um die zum Verkauf stehenden Kohlegruben und Kraftwerke von Vattenfall mitbieten. Das kündigte in der vergangenen Woche EPH-Sprecher Daniel Častvaj an. Bereits im Frühjahr hatte EPH Interesse an dem Geschäft in Deutschland bekundet. Stärkster Konkurrent ist der halbstaatliche tschechische Energiekonzern ČEZ. Daneben will auch die Umweltorganisation Greenpeace antreten.
Die 2009 gegründete Dachgesellschaft EPH ist bereits im deutschen Braunkohlegeschäft aktiv.
Über ihre Tochter EP Energy ist sie unter anderem an der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft (Mibrag) und der Saale Energie GmbH mit Sitz in Schkopau (Sachsen-Anhalt) beteiligt.
Umweltschützer kritisieren seit langem, dass Mibrag Braunkohle aus dem Tagebau Profen in Sachsen-Anhalt über mehrere hundert Kilometer in die tschechischen Kraftwerke Opatovice und Most-Komořany liefert. Im Juli hatte EPH jedoch versprochen, den Import von Braunkohle aus Deutschland zum 31. Dezember dieses Jahres einzustellen.
Dass das Unternehmen nun mit PPF zusammenarbeitet, kommt nicht ganz überraschend. Die Finanzgruppe PPF, deren Eigentümer der reichste Tscheche Petr Kellner ist, hielt bis zum vergangenen Jahr 44 Prozent der Aktien von EPH. Derzeit besitzen zwei Drittel der EPH-Anteile die Unternehmer Daniel Křetínský und Patrik Tkáč, der Rest gehört der Firma J&T.
„Besondere Verantwortung“
Das gemeinsame Vorgehen von PPF und EPH habe eine „historische und wirtschaftliche Logik“, erklärte daher in der vergangenen Woche Kateřina Jirásková, Finanzdirektorin bei PPF. „Gemeinsam werden wir in der Lage sein, nicht nur den möglichen Kauf besser zu finanzieren, sondern auch die weitere Entwicklung des bisherigen Geschäfts von Vattenfall in Deutschland“, so Jirásková.
Was ein möglicher Einstieg von PPF und EPH für die Gruben und Kraftwerke bedeuten würde, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende von EPH Daniel Křetínský: „Wir sind bereit, eine besondere Verantwortung dafür zu übernehmen, dass wir eine richtige Lösung finden. Sie basiert wahrscheinlich auf einem Kompromiss zwischen den Interessen der betroffenen Regionen, der Gewerkschaften, der Industrie auf der einen Seite und den Zielen mancher Politiker und Umweltinitiativen auf der anderen Seite.“ Die Befürchtungen deutscher Umweltschützer, der Kohle-Export aus Tagebauen in der Lausitz könnten nach einer Übernahme erweitert werden, hat EPH schon früher zurückgewiesen. „Was unser Interesse an der Braunkohlesparte von Vattenfall betrifft, so können wir ausschließen, dass es den Kohleexport nach Tschechien berührt“, sagt Častvaj.
Vattenfall hatte im Oktober vergangenen Jahres angekündigt, es werde seine deutschen Braunkohlegruben und die Bergwerke, die mit dieser Kohle betrieben werden, verkaufen. Schätzungen zufolge könnte Vattenfall derzeit mit dem Verkauf seiner Aktiva in Deutschland bis zu 3,5 Milliarden Euro (95 Milliarden Kronen) erzielen. Der schwedische Konzern will bis Ende des Jahres einen Käufer finden und die Transaktion im kommenden Jahr abwickeln.
In Tschechien hatte bereits im Februar der halbstaatliche Konzern ČEZ Interesse bekundet. „Wir müssen unsere Größe beibehalten, und weil die Strompreise sinken, sinkt auch unser Umsatz. Ein Teil unserer Strategie ist also Wachstum durch Zukauf“, hatte ČEZ-Generaldirektor Daniel Beneš damals gesagt. Nun bestätigte Unternehmenssprecher Ladislav Kříž: „Wir haben noch immer Interesse.“ Offen ist dagegen, welche Chancen der schwedische Greenpeace-Ableger hat, der die Gruben und Kraftwerke kaufen will, um sie stillzulegen. Vattenfall zumindest nimmt das Angebot laut Berichten der deutschen Nachrichtenagentur DPA nicht ernst.
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