Glaubensfragen und Glockenspiel
„Nacht der Kirchen“ lädt zu Konzerten, Diskussionen und Vorträgen
8. 6. 2016 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: Nostrifikator/CC BY-SA 3.0
Mehr als 1.000 Gotteshäuser öffnen am Freitagabend, 10. Juni ihre Türen, um die „Nacht der Kirchen“ (Noc kostelů) zu feiern. Besucher haben Gelegenheit, einen Blick in Bereiche sakraler Bauten zu erhaschen, die der Öffentlichkeit sonst verborgen bleiben. Mit Konzerten, Workshops und Gebetsstunden wollen die Gemeinden vor allem Menschen anlocken, die sonst nicht in die Kirche gehen. An der Aktion beteiligen sich alle Diözesen.
In Třebíč in der Region Vysočina öffnet die Kapelle des heiligen Johannes von Nepomuk ihre Pforten. Außerdem kann die romanisch-gotische Basilika des heiligen Prokop besichtigt werden. Der Bau aus dem 12. Jahrhundert gehört seit 2003 zum Unesco-Welterbe. Sehenswert ist nicht nur die Krypta, sondern auch die Abtei mit ihren mittelalterlichen Fresken.
Wer keine Angst vor der Höhe hat, kann in Pilsen den Turm der Sankt-Bartholomäus-Basilika besteigen, um dort die neue Glocke zu bestaunen. Mit 103 Metern ist er einer der höchsten Kirchtürme Europas. Auf dem Programm stehen auch Führungen durch den Dachboden sowie Gospel- und Jazzkonzerte.
Das Vaterunser in Gebärdensprache kann man in der Gemeinde Stará Ves nad Ondřejnicí bei Ostrava erleben. In der Kirche des heiligen Johannes des Täufers wird auch die Krypta zugänglich sein.
In Prag erwartet die Besucher eine Besonderheit: Auf der Strecke der Straßenbahnlinie 22 verkehrt eine fahrende Kirche. Ausgestattet mit einem kleinen Altar und einer Orgel bringt die umgestaltete Bahn Passagiere durch die Nacht. Darin empfangen Dominik Kardinal Duka und die Schriftstellerin Alena Ježková, um mit Fahrgästen über Glaubensfragen zu diskutieren. Die deutschsprachige katholische Gemeinde in Prag lädt zu einem Besuch in die Kirche St. Johannes Nepomuk am Felsen ein. Um 19.30 Uhr singt dort der Frauenchor Viva Voce. Im Anschluss können die Gäste einem Orgelkonzert lauschen und ab 22.30 Uhr bis Mitternacht mit den Geistlichen sprechen. Die Türen der deutschsprachigen evangelische Gemeinde in der Kirche Sankt Martin in der Mauer stehen ab 18 Uhr offen.
Die erste „Nacht der Kirchen“ fand 2009 in den Bistümern Brünn und Pilsen statt. Damals beteiligten sich gerade einmal 35 Gotteshäuser an der Aktion. Bereits im Folgejahr machten alle acht Bistümer mit. Seitdem erfreut sich die Veranstaltung steigender Beliebtheit. Im vergangenen Jahr kamen mehr als 450.000 Menschen in insgesamt 1.483 Gotteshäuser.
„Markus von Liberec“
Geheimes oder Geheimnistuerei?