Glosse

Nur Fliegen ist schöner

Nur Fliegen ist schöner

Von Martinsgänsen und anderen Vorlieben

10. 11. 2016 - Text: Corinna Anton

Die positiven Nachrichten fallen ja meistens unter den Tisch, weil ein leises Happy End in der Regel nicht so spannend ist. Wie gut ist es da, dass es in Tschechien eine Nachrichtenagentur gibt, die an den Geschichten dranbleibt. Sonst hätte man vermutlich nie erfahren, was aus den Ibissen geworden ist, die im Frühjahr aus dem Prager Zoo ausgebrochen sind und dann zwei Wochen lang auf spektakuläre Art und Weise in der ganzen Umgebung wieder eingefangen wurden. Am Freitagnachmittag, berichtet die Agentur, seien die Vögel endlich wieder in ihren alten, aber renovierten Käfig zurückgekehrt – nach längerem Aufenthalt in einer Notunterkunft.

Doch während man sich gerade noch so mit den Ibissen über ihren Umzug freut, taucht schon die nächste Meldung auf. Eine weniger positive für das Federvieh im Allgemeinen allerdings. Denn vielen entfernten Verwandten der Ibisse geht es in diesen Tagen an den Kragen. Der Grund: Immer mehr Tschechen wollen am 11. November eine Martinsgans verspeisen. Hierzulande würden jährlich etwa 200.000 Gänse ausgebrütet, erfährt man in der Meldung. Man sieht die süßen Tierchen aus den Eiern schlüpfen, da wird auch schon die Vorsitzende der Geflügelzüchterunion mit den Worten zitiert, dass es in Tschechien nicht genügend Schlachthäuser für Gänse gebe. Wem der Appetit da nicht vergeht, dem liefert die Nachrichtenagentur noch ein paar Tipps: Der moderne Koch – oder die moderne Köchin – brät die Gans die ganze Nacht bei Temperaturen zwischen 80 und 110 Grad durch.

Nun sinnt man ein bisschen darüber nach, ob das auch für Weihnachtsgänse gilt, wird aber gleich wieder aus den friedlichen Gedanken gerissen von der nächsten Schlagzeile, die die ungewöhnliche Wortkombination „Skelett“ und „Weihnachten“ enthält. Es geht um ein neues Flughafenterminal in Pardubice, erfährt man beim Weiterlesen. Und das Grundgerüst – ein anderes Wort für Skelett – soll wohl bis Ende Dezember stehen. „Vor zwei Monaten sah es hier noch aus wie im vietnamesischen Dschungel“, wird der für die technische Aufsicht zuständige Mitarbeiter zitiert. Nur Fliegen ist schöner als eine solche Meldung. Und natürlich ein Pandur-Panzer.

Über die Vorliebe der Tschechen für schwere Militärfahrzeuge wurde an anderer Stelle schon einiges gesagt. Ein Spektakel der besonderen Art gab es in der vergangenen Woche im südböhmischen Tábor, wo laut Nachrichtenagentur fünf Pandur-Panzer zusammenstießen und 13 Menschen leicht verletzt wurden. Die Fahrzeuge kehrten gerade von einer Militärübung zurück, als eine Frau in einem Pkw plötzlich bremste – womöglich weil der Anblick der Panzer sie überraschte. Ein Armeesprecher gab jedoch zu Protokoll, dass die Panzer standardmäßig für den Straßenverkehr zugelassen seien. Mit anderen Worten: Wer auf tschechischen Straßen herumfährt, darf sich auch vom Anblick eines Pandurs nicht aus dem Konzept bringen lassen.