Goldene Gleise
Am Prager Masaryk-Bahnhof soll ein Einkaufszentrum nach Entwürfen von Zaha Hadid entstehen
11. 5. 2016 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Bilder: Penta Investments
Ihre dynamischen Gebäude machten Zaha Hadid weltberühmt. Ende März starb die irakisch-britische Architektin unerwartet an einem Herzinfarkt. Ihre Bauten prägen das Bild zahlreicher Städte – nun soll auch in Prag einer entstehen. Die Investmentgruppe Penta will am Masaryk-Bahnhof ein Einkaufszentrum nach einem Entwurf von Hadid errichten. Es ist eines der letzten Projekte, an denen die Architektin gearbeitet hatte.
In acht Gebäuden sollen auf 100.000 Quadratmetern – einer Fläche von mehr als zehn Fußballfeldern – Büroräume, Geschäfte, Restaurants und Cafés Platz finden. Das Projekt würde etwa 6,5 Milliarden Kronen (rund 240 Millionen Euro) kosten. Das gab Penta-Miteigentümer Marek Dospiva am vergangenen Donnerstag bekannt.
Laut Dospiva könnten die Bauarbeiten in etwa zwei Jahren beginnen. Bis dahin muss das Unternehmen aber noch zahlreiche Genehmigungen einholen. Innerhalb einer ersten Etappe könnten Verwaltungs- und Ladenflächen geschaffen werden. Sie sollen der gegenüberliegenden Einkaufspassage Florentinum ähneln, so Dospiva. Das Hauptgebäude soll sich zwischen dem Masaryk-Bahnhof und der Straße Na Florenci befinden. Den Plänen zufolge schmücken es stilisierte goldene Gleise an der Fassade. Damit nimmt der Bau Bezug auf die Gleisanlage des Bahnhofs und bildet eine neue städtebauliche Dominante.
Ob das Vorhaben Chancen hat, umgesetzt zu werden, ist noch ungewiss. Der Nationalen Denkmalbehörde (NPÚ) liegt noch keine ausführliche Dokumentation vor. „Für unser Gutachten ist es von grundlegender Bedeutung, die Beziehung des Bauwerks zu den umliegenden Bauten einzuschätzen, das heißt wie es sich zum Masaryk-Bahnhof verhält, wie zu den Bauten in den Straßen Na Poříčí und V Celnici“, sagt NPÚ-Abteilungsleiter Ondřej Šefců. Er verweist darauf, dass sich der geplante Komplex in der Prager Denkmalzone befinden würde und „von bedeutenden Aussichtspunkten wie den Vítkov oder den Pulverturm“ aus gesehen werden könnte.
„Kaum ernst zu nehmen“
Eine Schlüsselrolle spielt die Höhe der Gebäude. Sie dürften laut Šefců die benachbarten Häuser nicht überragen und damit nicht höher als 32 Meter sein. „Im Hinblick auf die Denkmalpflege ist das geplante Gebäudeensemble nicht akzeptabel, wenn es das Stadtbild der Denkmalschutzzone stört“, so Šefců. Verbindliche Vorgaben für eine bauliche Lösung wolle die NPÚ aber nicht herausgeben, das obliege dem Magistrat. Laut Richard Biegel von der Bürgervereinigung „Klub Za starou Prahu“ (Klub für das alte Prag) trage das Vorhaben zu wenig zum Stadtbild bei, es sei eher eine architektonische Geste zur Schaffung einer bestimmten Baustruktur. „Aus unserer Sicht kann man es kaum ernst nehmen“, meint Biegel.
Penta hatte das Grundstück, auf dem sich brachliegende Gleisanlagen, Lokschuppen und Lagerhallen befinden, im Januar für umgerechnet 8,7 Millionen Euro von der Tschechischen Bahn (České dráhy, ČD) erworben. Die Vorverkaufsrechte hatte sich das Unternehmen bereits im Jahr 2004 gesichert.
Den Architekturwettbewerb schrieb Penta vor anderthalb Jahren aus. Laut Dospiva beteiligten sich daran zahlreiche namhafte Architekten aus dem In- und Ausland, unter anderem auch Daniel Libeskind. Für den Sieger-Entwurf aus dem Architekturbüro von Hadid habe man sich entschieden, da er auch die jenseits der Magistrale gelegenen Flächen nahe dem Busbahnhof Florenc berücksichtigte. Obwohl diese derzeit vernachlässigt würden, könnte dort in Zukunft ein belebter Platz entstehen – und somit eine gut funktionierende Verbindung zwischen zwei bedeutenden Verkehrsknotenpunkten.
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