Hotelbranche im Umbruch
Neue Luxushotelketten wollen in Prag aktiv werden, aber auch Anbieter im unteren Preissegment wie „Motel One“
25. 7. 2013 - Text: Jakob MatheText und Foto: Jakob Mathe
Die Prager Hotel- und Restaurantbesitzer hatten es in den vergangenen Jahren nicht leicht. Vor der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008 hatten sie Großes vor. Die Umsatzzahlen stiegen und der Hotelmarkt wuchs stetig. Manche sahen Prag schon zu einer europäischen Spitzendestination heranwachsen. Über 100 Euro betrug der durchschnittliche Preis für ein Zimmer. Doch dann kam alles anders. Im Zuge der Krise besuchten immer weniger Touristen die Stadt. Die Auslastungszahlen und die Übernachtungspreise sanken. Laut Zahlen des tschechischen Statistikamtes waren die Umsätze der Hotelbesitzer bis zum Mai 2010 um fast 20 Prozent eingebrochen, ehe sich die Lage im darauffolgenden Jahr schließlich entspannte.
Derzeit befindet sich die Touristenstadt Prag wieder im Aufschwung und auch in den anderen Teilen Tschechiens läuft das Geschäft. Über sieben Millionen Touristen besuchten das Land im vorigen Jahr, davon kamen rund 1,4 Millionen aus Deutschland. Den größten Besucherzuwachs hatten Fünf-Sterne-Hotels zu verzeichnen. Dennoch stehen mehrere Luxushotels zum Verkauf. Betroffen sind laut einem Artikel der „Mladá fronta Dnes“ unter anderem das Dorint Don Giovanni (Foto) und das Kempinski Hotel Hybernská.
„Prag wird sich erholen“
Olaf Mertens, Geschäftsführer der Dorint-Hotelgruppe, dementierte die Verkaufsgerüchte gegenüber der „Prager Zeitung“: „In der Krise gab es solche Überlegungen seitens mehrerer Hotels, jedoch hätten wir den eigentlichen Marktpreis der Immobilie beim Verkauf keinesfalls erzielen können. Deshalb haben wir die Zimmerpreise wesentlich niedriger angesetzt, um mehr Gäste anzulocken.“ Prag werde sich bald wieder von der Hotelkrise erholen, zeigte sich Mertens überzeugt. Obwohl die Besucherzahlen wieder steigen, bleiben die Zimmerpreise derzeit niedrig. Diese werden vor allem durch private Anbieter von Appartements und Ferienwohnungen gedrückt.
Einer Pressemitteilung des Hotelportals „HRS“ zufolge, kostete eine Übernachtung in einem Prager Hotel im Jahr 2012 durchschnittlich 67 Euro. Damit gehört die Stadt zu den günstigsten Metropolen Europas. Zum Vergleich: In Berlin kostete eine Übernachtung im Schnitt 85 Euro, in Moskau 146 Euro. In Erwartung eines baldigen Anstiegs der Preise wollen neue Luxushotelketten in Prag aktiv werden, unter ihnen das „Rosewood Hotels & Resorts“ und „Akroterion“. Diese beabsichtigen sich als Marke international zu etablieren und hoffen auf eine Fortsetzung des Hotelbooms, wie er vor der Weltwirtschaftskrise stattfand. Jedoch fehlen den Unternehmen geeignete Immobilien, um ansässig zu werden. Derzeit finden Verhandlungen zur Übernahme von zum Verkauf stehender Hotels in Prag statt. Die Luxushotelketten sind jedoch nicht nur auf der Suche nach Gebäuden mit hoher Zimmerzahl und exzellentem Zustand. Auch die zentrale Lage ist ein wichtiger Faktor.
Motel One expandiert
Ein weiterer Konzern, der auf den tschechischen Markt tritt, ist die deutsche Hotelkette „Motel One“. Im Jahr 2014 wird sie ihr erstes Hotel in Prag eröffnen und damit die Hotelpreise weiter drücken, was natürlich nicht im Sinne der bereits ansässigen Luxushotels wäre. Denn „Motel One“ bietet seinen Kunden Vier-Sterne-Zimmer zu Niedrigstpreisen. Ein Einzelzimmer gibt es bereits ab rund 50 Euro. Das Unternehmen ist mit seinem Konzept bereits sehr erfolgreich. In 18 deutschen Städten ist die Kette zur Zeit vertreten, europaweit hat sie bereits 42 Hotels errichtet. Das „Motel One“ in Prag soll in der Nähe des Hauptbahnhofes entstehen. Für einen großen Wettbewerbsdruck sorgen jedoch nicht nur die Luxushotels, auch Anbieter sehr günstiger Unterkünfte tragen ihren Anteil dazu bei. In Studentenwohnheimen und Hostels sind Betten bereits ab unter zehn Euro zu bekommen.
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