„Ich dachte oft an die alten Zeiten“
Gespräch mit DDR-Radsportlegende Täve Schur nach seinem Nostalgie-Radtrip nach Prag
3. 10. 2012 - Text: Stefan WelzelInterview: Stefan Welzel/Till Janzer; Foto: čtk
Sie haben 140 Kilometer in den Beinen. Wie fühlen Sie sich?
Täve Schur: Ich fühle mich gut. Ich bin froh, die Fahrt über die Berge gut überstanden zu haben. Es war auch von den anderen im Team, die nicht so viel Radfahren und teilweise auch schon etwas älter sind, eine große Leistung.
Wie kam der Kontakt zu diesem Radteam zustande?
Schur: Ich fahre seit einigen Jahren an der Olbernhauer Radtour mit. Das ist ein sehr gut organisierter Anlass. Und ich wusste, dass aus dem Umfeld der Organisatoren einige im kleineren Rahmen diese Fahrt nach Prag unternehmen, darunter befinden sich auch einige gute Freunde. Da wollte ich einmal dabei sein. Es ist eine wertvolle, interessante Sache.
Haben Sie bei der Fahrt ab und zu auch an die früheren Friedensfahrten denken müssen?
Schur: Das geht einem schon durch den Kopf. Vor allem wenn man sich die Berge hochschindet und einem die Knochen wehtun. Aber natürlich ist es kein Vergleich zu einem verbissenen Rennen unter jungen, ambitionierten Sportlern. Oft dachte ich, als ich an den vielen Ortsschildern mit altbekannten Namen vorbeifuhr, an die Musik am Rande der Friedensfahrten. Damals spielten immer böhmische Blaskapellen an den Straßenrändern, und das in fast jedem Dorf. Das vergesse ich nie.
Was ist Ihre schönste Erinnerung an Prag?
Schur: Eine spezielle Erfahrung war ganz persönlicher Natur. Ich erinnere mich an einen Mitarbeiter der Friedensfahrt, einen Mann, der auf dem Rücksitz eines Motorrades saß und uns Fahrern immer die Zeitabstände durchgab. Der hatte keine Freude an uns Deutschen, das hat man gemerkt. Mit dem war nicht gut Kirschen essen. Gegrüßt hat er die Fahrer aus der DDR auch kaum. Als 2003 die tschechoslowakische Radlegende und mein persönlicher Freund Jan Veselý starb, und ich am Begräbnis teilnahm, stand da plötzlich dieser Mann – natürlich auch schon um einiges älter, aber ich habe ihn gleich wiedererkannt. Er kam zu mir, hat mir die Hand gegeben und bedankte sich, dass ich gekommen war. Da war ich wirklich perplex. Für mich war es eine Ehre – und für ihn wahrscheinlich eine Verpflichtung.
Gibt es auch andere als sportliche Gründe, weshalb Sie die tschechische Hauptstadt besuchen?
Schur: Nein, eigentlich nicht. Aber ich war des Öfteren in der ehemaligen Tschechoslowakei zu Besuch – dies besonders gern in der Hohen Tatra, an die ich auch einige schöne Erinnerungen hege. Aber die Stadt Prag ist mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten natürlich immer eine Reise wert.
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