„Ich muss meine Gefühle durch Musik ausdrücken“
Pianist Fazil Say über Erfolg, Vorbilder und Milch spendende Kühe
17. 7. 2013 - Interview: Franziska Neudert
1970 in Ankara geboren, studierte Fazil Say zunächst Klavier und Komposition in seiner Heimatstadt. Nach einem Stipendium bei David Levine in Düsseldorf führte er seine Ausbildung in Berlin fort. Der Gewinn der „Young Concert Artists International Auditions“ 1994 in New York bedeutete für ihn den internationalen Durchbruch. Heute spielt der versierte Jazz-Interpret, der gleichermaßen Pianist wie Komponist ist, in den berühmtesten Konzertsälen der Welt. Für seine Aufnahme des vierhändigen Arrangements von Strawinskis „Le sacre du printemps“ wurde er mit dem „ECHO Klassik“ und dem „Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik“ ausgezeichnet. Im Rahmen des deutsch-tschechischen „Festivals Mitte Europa“ kommt Say ins sächsische Hirschfeld, wo er in der St. Michaeliskirche ein eher familiäres Konzert gibt.
Herr Say, Sie haben zahlreiche Preise gewonnen, mit den großen Orchestern der Welt gespielt, die Zeitschrift „Le Figaro“ nannte Sie einen der bedeutendsten Komponisten des 21. Jahrhunderts. Was empfinden Sie persönlich als Ihren größten Erfolg?
Fazil Say: Jeder Künstler freut sich über so eine Aussage natürlich sehr. Wichtig ist, dass ein Künstler persönliche Ziele und Verbesserungen an sich selber nicht aus dem Auge verliert, immer weiter arbeitet und kämpft, um besser zu werden.
Sie spielen nicht nur Klavier, sondern komponieren seit Ihrem 16. Lebensjahr auch. Wie ist das Verhältnis zwischen Komponieren und Spielen? Hat da eines Vorrang?
Say: Ich komponiere seit ich ein kleines Kind war. Klavierspielen und komponieren beziehungsweise improvisieren, gehörten bei mir schon immer zusammen. Ich habe drei Symphonien, zwei Oratorien, Kammermusikwerke und mehr als zehn Instrumental-Konzerte komponiert. Es ist ein Muss für mich, meine Gefühle durch Musik auszudrücken.
Wie kann man sich den Prozess des Komponierens eigentlich vorstellen?
Say: Es soll von alleine kommen, ganz natürlich. Richard Strauss sagte einst, man solle so komponieren wie eine Kuh Milch gibt.
Gehen Sie selbst in Konzerte anderer oder ist, wenn man ein Instrument so perfekt beherrscht, die Sicht auf die Musik anderer so kritisch, dass man lieber nicht mehr in den Konzertsaal geht?
Say: Doch, doch, ich höre sehr viel Musik. Es gibt so viel zu lernen und so viel Gutes, Schönes herauszufinden. Und man muss auch junge Talente entdecken.
Wer hat Sie musikalisch am meisten geprägt?
Say: Strawinski und Beethoven. Und Pianisten wie Michel-angeli, Horowitz, Gould, Art Tatum.
Fazil Say – Klavier-Recital. Samstag, 20. Juli, St. Michaeliskirche Hirschfeld, 19.30 Uhr, weitere Informationen unter www.festival-mitte-europa.com
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