Im Irrgarten der Wirklichkeit
Neu im Kino: In Woody Allens „Magic in the Moonlight“ ringen Vernunft und Illusion um die Erklärung der Welt
28. 8. 2014 - Text: Franziska NeudertText: fn; Foto: Sony Pictures Classics
Stanley (Colin Firth) ist leidenschaftlicher Skeptiker, zynischer Rationalist und arroganter Welterklärer. Ironischerweise verdient er sich als chinesischer Show-Magier Wei Ling Soo ein goldenes Näschen. Für seine Zauberkunst wird er weltweit gefeiert. Als ihn sein Freund und Magier-Kollege Howard Burkan um Hilfe bittet, bricht er seine Tournee ab und reist spontan an die Côte d’Azur. Dort treibt die junge Wahrsagerin Sophie (Emma Stone) ihr Unwesen. Mit unwiderstehlichem Charme und übernatürlichen Prophezeiungen zieht sie der leichtgläubigen Oberschicht geschickt das Geld aus der Tasche. Stanley soll nun die hübsche Hellseherin als Betrügerin entlarven.
Woody Allen hat mit „Magic in the Moonlight“ seinen jährlichen Kinobeitrag vorgelegt. Wie auch „Midnight in Paris“ siedelt er die Handlung in den zwanziger Jahren an.
Mit ihrer Mutter ist Sophie bei der reichen amerikanischen Familie Catledge untergekommen. Während ihr deren Sohn vollkommen verfallen ist und beharrlich Heiratsangebote mit seinem Banjo vorspielt, wachsen bei dem Oberhaupt der Familie zunehmend Zweifel. Als vorgeblicher Geschäftsmann zieht Stanley bei den Catledges ein.
Felsenfest davon überzeugt, Sophie des Schwindels zu überführen, sitzt schließlich auch er ihren vermeintlich übernatürlichen Kräften auf. Die Mauern seines nüchternen Weltbildes bröckeln endgültig, als Sophie Details aus dem Leben seiner Tante verrät, von denen sie nicht wissen konnte. Er erliegt Sophies Zauber und löst sogar seine Verlobung auf. Stanley entdeckt nicht nur die Liebe neu, sondern auch die Welt, die sich eben nicht restlos erklären zu lassen scheint.
Ungewohnt für einen Allen-Streifen siegen am Ende nicht Zynismus und Misanthropie. Der Film entpuppt sich als leichtfüßige Romanze mit vorhersehbarem Plot, gespickt mit zahlreichen Nietzsche-Aphorismen.
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