Im Nichts der Welt

Im Nichts der Welt

Schriftsteller und Charta-77-Mitunterzeichner Zbyněk Hejda gestorben

20. 11. 2013 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: dokument-festival.cz/Tomáš Ruda

Und so sind wir hier, weil wir hier hineingeworfen worden sind. Wir sind nur so zufällig, wir für niemanden, so …“. Immer wieder drehte sich Zbyněk Hejda in seinem Werk um die grundlegenden Ängste des Menschen. Um die Ausweglosigkeit des Lebens, um Einsamkeit, Todesnähe und Leere.

Am vergangenen Samstag starb der Dichter und Historiker mit 83 Jahren in Prag. Mit ihm geht einer der bedeutendsten Schriftsteller Tschechiens.

1930 in Hradec Kralové geboren, zog Hejda nach seinem Abitur nach Prag, um an der Karls-Universität Philosophie und Geschichte zu studieren. Ab Mitte der fünfziger Jahre begann Hejda literarisch und publizistisch zu arbeiten. So schrieb er unter anderem seit den Sechzigern für die Literaturzeitschrift „Tvář“ („Gesicht“). Seine spätere Anstellung als Redakteur im Verlag „Horizont“ fand mit der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 ein jähes Ende. Daraufhin arbeitete Hejda in einem Antiquariat als Buchverkäufer. Doch auch diesen Job verlor er, als er 1977 die Charta 77 mitunterzeichnete. Bis zur Samtenen Revolution schlug er sich dann als Hausmeister durch.

Mit seinem Werk bewegte sich Hejda stets außerhalb des Massengeschmacks und – nicht ohne Folgen – entgegen der von den Sozialisten propagierten Norm. Systemtreue Kritiker taten seine Gedichte als spiritualistisch und entartet ab. Aufgrund eines Publikationsverbots konnte er sie daher nur im Untergrund und durch im Samisdat verlegte Bände veröffentlichen. Ab 1985 war Hejda als Mitherausgeber der Samisdat-Zeitschrift „Střední Evropa“ („Mitteleuropa“) tätig. Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes lehrte er bis 1995 Kulturanthropologie an der Karls-Universität. Obwohl Hejda im Samisdat schnell zur Kultfigur avancierte, wurden seine düsteren Gedichte erst in den Neunzigern einem breiteren Publikum bekannt. Nach Jahren des verordneten Schweigens wurde Hejdas Werk 1996 mit dem Jaroslav-Seifert-Preis, einer der bedeutendsten Literaturauszeichnungen des Landes, gewürdigt.

Einen Namen machte sich Hejda außerdem mit der Übersetzung von ihm geistig nahe stehenden Lyrikern wie Georg Trakl und Gottfried Benn ins Tschechische. Insgesamt veröffentlichte Hejda sechs Gedichtbände, von denen nur die ersten beiden offiziell erschienen sind. In deutscher Übersetzung wurden zuletzt „Lady Felthamová“ und „Valse mélancolique“ herausgegeben.