In ungewohnter Rolle
Die tschechische Nationalelf geht als klarer Favorit in das EM-Qualifikationsspiel gegen Lettland
26. 3. 2015 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: Ronnie Macdonald
Niederlande, Türkei, Kasachstan und Island – so hießen die bisherigen Gegner der tschechischen Fußball-Nationalmannschaft in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich. In einer Phase des Generationswechsels traute man den Tschechen zwar zu, im Kampf um die ersten beiden Plätze in der Gruppe A eingreifen zu können; mit vier Siegen aus vier Spielen rechnete jedoch niemand. Nun ist mit Lettland am Samstagabend der fünfte und letzte Konkurrent zu Gast im Prager Eden-Stadion. Gegen die Balten findet sich die Mannschaft von Trainer Pavel Vrba auf einmal in der Rolle des haushohen Favoriten wieder.
„Wir haben eine hervorragende Ausgangslage, die sollten wir nicht leichtsinnig vergeben. Und deswegen brauchen wir die drei Punkte gegen Lettland“, gab Kapitän Tomáš Rosický die Marschroute am Montag in Prag bekannt. Der 34-jährige Spieler des FC Arsenal London schlug sich zuletzt mit einer Grippe herum, stand vergangenen Sonntag beim 2:1-Sieg seines Vereins gegen Newcastle United aber bereits wieder 20 Minuten auf dem Platz. „Diese Woche stehen noch einige intensive Trainingseinheiten an, sodass ich in ein paar Tagen bestimmt wieder so weit sein werde, um ein ganzes Spiel zu bestreiten“, gab sich Rosický zuversichtlich. Auch er sehe sein Team „in der klaren Favoritenrolle“. Um dieser gerecht zu werden, dürfte seine Routine vonnöten sein. Denn bei all den positiven Aspekten mit Blick auf den erfolgreichen Herbst 2014 sollten die dürftigen Offensivleistungen der Tschechen – wenn sie selbst das Spiel machen mussten – nicht vergessen werden.
Bewährte Mittel
Lettland steht nach zwei Unentschieden (gegen Kasachstan und die Türkei) sowie zwei Niederlagen (gegen Island und die Niederlande) mit zwei Punkten an vorletzter Stelle in der Tabelle. Die besten Zeiten, als man sich sensationell für die EM in Portugal qualifizierte, liegen schon über zehn Jahre zurück. Aktuell liegt das Team, das vom erst 38-jährigen Trainer Marians Pahars trainiert wird, auf Weltranglistenplatz 95 (Tschechien auf Rang 16). Bekanntester Spieler ist Stürmer Artjoms Rudņevs vom Hamburger SV.
Dass Vrba den Gegner dennoch nicht auf die leichte Schulter nimmt, zeigt seine Wahl bei der Nachnominierung für seinen Kader am Sonntag. Mit Václav Kadlec (Sparta Prag) und Tomáš Necid (PEC Zwolle) holt der 51-Jährige zwei Stürmer in sein Team, die mit ihrer physischen Präsenz seiner Ansicht nach „eine ideale Ergänzung zu David Lafata darstellen“. „Gerade Tomáš könnte uns mit seiner Körpergröße helfen, wenn es am Schluss eng werden sollte“, so Vrba. Damit es nicht so weit kommt und die Tschechen gegen Spielende nicht ausschließlich mit langen Bällen agieren müssen, lässt er seine Spieler den kommenden Tagen die gleichen Mechanismen „einstudieren, die schon im Herbst gut funktioniert haben“. Gegen Lettland will Vrba eine Auswahl aufs Feld schicken, die technisch beschlagen ist und „gut kombinieren kann“.
Setzt die Elf ihre spielerische Überlegenheit tatsächlich gewinnbringend ein, dürfte auch Tschechiens fünfter Gegner in der Gruppe A als Verlierer vom Platz gehen. In diesem Fall kann sich der Verband schon einmal vorsichtig nach einer geeigneten Unterkunft in Frankreich für den Frühsommer 2016 umschauen.
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