„In zehn Jahren bin ich Anwalt oder Rennfahrer“
Der tschechische Landessieger von „Jugend debattiert international“ bereitet sich auf das Finale in Warschau vor
8. 10. 2014 - Text: Eva Famulla
Damit Schüler in Ost- und Mitteleuropa zeigen können, wie wortgewandt sie die deutsche Sprache beherrschen, organisiert das Goethe-Institut jährlich ein Debattierforum für Jugendliche. Neben den Deutschkenntnissen wird in diesem Wettbewerb namens „Jugend debattiert international“ vor allem die Debattierfähigkeiten gemessen: Wer hat die besten Argumente und vor allem: Wer kann sie am überzeugendsten vorbringen? In Tschechien konnte der 18-jährige Prager Ivan Michňa die Jury in mehreren Runden überzeugen. Als Landessieger wird er am 17. Oktober beim großen Finale gegen seine Mitstreiter aus dem Baltikum, Polen, der Ukraine, Ungarn und Russland antreten. Mit PZ-Mitarbeiterin Eva Famulla sprach der Schüler des Thomas-Mann-Gymnasiums über die Pünktlichkeit der Deutschen, sachliches Debattieren und Kindheitsträume.
Du warst schon ein paar Mal in Deutschland, zuletzt in Hamburg zu einem Berufspraktikum. Was verbindest du mit dem Nachbarland?
Ivan Michňa: Ich war schon sehr oft in Deutschland und es hat mir immer gefallen. Meine Eltern sind beide Deutschübersetzer, deswegen habe ich eine enge Beziehung zur deutschen Sprache und zu Deutschland. Wir schauen oft deutsches Fernsehen zu Hause, ich kenne also auch die Kultur ein bisschen, würde ich sagen. Alles in allem habe ich ein sehr positives Bild.
Fällt dir etwas ein, was die Deutschen von den Tschechen lernen können? Beziehungsweise umgekehrt.
Michňa: Die Tschechen könnten von den Deutschen zum Beispiel lernen, exakter zu sein, und pünktlicher. Generell könnten sie ihre Arbeit besser machen. Vor allem sieht man das am Service, der ist in Deutschland und Österreich oft viel besser als in Tschechien. Aber was die Deutschen von den Tschechen lernen könnten, das ist schwierig. Vielleicht könnten sie etwas lockerer werden.
„Jugend debattiert“ findet auf mehreren Ebenen statt, erst in der Klasse, dann in der Schule, schließlich auf Landesebene. Was hast du bei all den Diskussionen mitgenommen, was hast du gelernt?
Michňa: Gelernt habe ich, sachlich und ruhig zu debattieren. Am Anfang war ich immer zu aggressiv beim Diskutieren. Jetzt weiß ich, dass man ruhig kommunizieren sollte. Außerdem sind Sachkenntnisse sehr wichtig, die Recherche im Vorfeld. Ich muss wissen, wovon ich spreche, bevor ich überhaupt debattieren darf. Oft ändert sich die erste Meinung zu einem Thema noch einmal bei der Recherche.
Bei „Jugend debattiert“ diskutiert ihr vor allem über Politik. Gibt es Themen, die dir besonders am Herzen liegen?
Michňa: Ich möchte gerne Jura studieren, deswegen interessieren mich besonders Themen aus diesem Bereich. Im Landesfinale hatten wir die Frage, ob in Tschechien Amnestie abgeschafft werden sollte. Das war genau mein Thema. Dafür liegen mir Biologie, Chemie und Physik nicht. Zum Beispiel die Frage, ob Tierversuche verboten werden sollten, war für mich sehr schwierig, weil ich mich in diesem Bereich wenig auskenne. Da war dann einiges an Recherche notwendig, um die Runde zu bestehen.
Nächste Woche findet das Finale in Warschau statt. Wie laufen die Vorbereitungen?
Michňa: Wir haben bereits die vier Themen bekommen. Ich bereite mich schon seit einer Woche vor und hoffe, dass ich bis Warschau noch einiges schaffe. Keine Ahnung, ob ich gewinnen kann, aber ich werde mein Bestes geben.
Eine letzte Frage: Wo siehst du dich in zehn Jahren?
Michňa: In zehn Jahren bin ich Anwalt. Das ist schon mein Traum seit der Grundschule. Oder Autorennfahrer! (lacht) Aber da ich jetzt noch keine Rennen fahre, wird das wohl auch nichts mehr. Dann also doch Anwalt.
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