Kassetten ade!
Das Regierungsamt verabschiedet sich von analogen Aufnahmen
8. 9. 2016 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: APZ
Man muss sehr vorsichtig sein mit technischen Errungenschaften. Denn sie könnten ihre Tücken haben. Und nur weil mal vor ein paar Jahrzehnten etwas erfunden wurde, muss man das Alte ja nicht gleich wegwerfen. Die tschechische Regierung geht da mit bestem Beispiel voran. Langsam tastet sie sich vor in der schönen neuen Welt der Digitalisierung und kündigt ganz behutsam ein Experiment an: „Wahrscheinlich“, so hieß es Ende August, werde das Regierungsamt demnächst nicht mehr auf Kassetten aufzeichnen, was die Minister sagen. Statt elektromagnetisch-analog sollen Verhandlungen künftig in digitaler Form archiviert werden. Aber nicht einfach so, weil man mit der Zeit gehen will. Der Schritt ist wohlüberlegt und Teil der neuen Geschäftsordnung. Die „neue Technik“, heißt es, mache es einfacher, mit den Aufnahmen zu hantieren, zum Beispiel wenn „berechtigte Personen“ einen Mitschnitt oder Teile davon suchen.
Bisher gab es jede Aufnahme in doppelter Ausführung auf Kassette. Eine blieb beim Regierungsamt, die zweite wurde als Reserve angelegt, falls die Qualität der ersten schlecht sein sollte, und später für weitere Aufnahmen verwendet. Bereits seit Juli zeichnet das Amt die Gespräche auch elektronisch auf. Allerdings nur im Testbetrieb – man weiß ja nie.
Berechtigt, den Kassetten zu lauschen, sind Mitglieder der Regierung, leitende Angestellte im Regierungsamt, in manchen Fällen außerdem Mitarbeiter der Ministerien. Ob sie alle ihre Kassettenrekorder nun kostenlos gegen MP3-Player oder andere neueste technische Errungenschaften umtauschen können, ist nicht bekannt.
„Wie 1938“
„Unterdurchschnittlich regiert“