(Kein) Abschied aus Prag
Natalia Wörner überzeugte in der Fernsehserie mehrere Folgen lang in der tschechischen Hauptstadt – und kommt privat zurück
14. 9. 2021 - Interview: Aleš Krupa, Klaus Hanisch; Titelbild: ARD Degeto / Roland Suso Richter
PZ: „Die Diplomatin“ nimmt nach drei Folgen Abschied aus Prag und arbeitet in der neuen Episode am 18. September in Berlin. Welcher Lieblingsort in Prag wird Ihnen fehlen?
Natalia Wörner: Tatsächlich die Karlsbrücke – auf der habe ich in zwei Geburtstage reingefeiert und das waren unvergessliche Momente.
Rund sechs Millionen Zuschauer schauten in der Vergangenheit zu. Im Gedächtnis bleiben denen sicher Ihre regelmäßigen Joggingläufe am Moldau-Ufer entlang bis nach Podolí. Ihnen auch?
Ja. Das ist ja das Tolle in Prag – diese Mischung aus moderner Urbanität und zurückgelehnter, gemütlicher und pittoresker Schönheit.
Die Botschafterin, die Sie darstellen, spricht Klartext, hat Moral, geht auch zuweilen eigene Wege – redet und handelt also nicht selten ganz undiplomatisch. Machte diese fehlende Glaubwürdigkeit gerade den Reiz der Rolle aus?
Ich würde das auf gar keinen Fall als unglaubwürdig bezeichnen. Im Gegenteil: Der Reiz der Rolle liegt darin, Politik menschlich zu zeigen. Und wenn Menschen ab und an andere Wege gehen als erwartet, authentisch sind, dann sind sie auch als Diplomat:innen sehr viel glaubwürdiger als das Klischee der Diplomat:innen in der fiktionalen Darstellung.
Wären Sie selbst qua Persönlichkeit eine gute Diplomatin?
Ich glaube, ich wäre eine Person, die sicherlich auch polarisieren würde. Aber ich würde sehr leidenschaftlich und transparent darstellen können, wieso ich für bestimmte Dinge einstehe. Und an dieser Stelle müsste man jetzt definieren, was eine gute Diplomatin ist. (lacht)
Sie hatten in der Serie sogar eine Liaison mit dem tschechischen Kommissar Jan Hořava. Ihn stellte mit Alexander Beyer allerdings ein deutscher Schauspieler dar. Und die tschechische Ministerin spielte auch keine Tschechin, sondern eine Ungarin. Empfanden Sie das nicht als seltsam?
Das ist vielleicht der Sprachbegabung der Deutschen und der Tschechen geschuldet. Da müssten Sie die Entscheider fragen. Am Ende möchte man gute Schauspieler sehen. Wo die herkommen, ist dann zweitrangig. Da bin ich mit ganzem Herzen europäisch.
„Die Diplomatin“ amtiert nicht in der berühmten deutschen Botschaft in Prag. Gedreht wurde auf Schloss Dobříš. Waren Sie trotzdem mal in den Räumen der „echten“ Botschaft, um einen Eindruck von der Atmosphäre dieser spätestens seit 1989 historischen Stätte zu bekommen?
Natürlich war ich in der Botschaft, um sie mir anzuschauen und wir haben sie auch in einem Film erzählt. Allerdings konnten wir nicht in der originalen Botschaft drehen – aus Sicherheitsgründen. Daher haben wir den berühmten Balkon nachgestellt und die Szenen vor Greenlight gedreht. Vor der Botschaft haben wir allerdings jedes Mal gedreht – mit großem Vergnügen.
Die Folgen in Prag werden weiterhin regelmäßig in der ARD und den Dritten Programmen wiederholt. Wobei sich diese Serie sehr positiv von anderen fiktionalen Produktionen abhebt, weil Tschechen hier nicht immer nur die Bösen sind und nicht immer nur die gleichen Touristenplätze in Prag gezeigt werden, wie oft in deutschen TV-Serien. Kannten Sie Prag schon vor Beginn der Dreharbeiten?
Aber ja. Ich habe Prag als Touristin bereist. Und ich hatte schon vor der „Diplomatin“ mehrfach in Prag gedreht.
Sie machten vor Beginn der Serie ein Praktikum im deutschen Außenministerium, damals noch unter dem heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Was floss und fließt davon konkret in die Rolle ein?
Wir haben die Reihe von Beginn an in engem Austausch mit Fachleuten kreiert. Auch heute haben wir noch Fachberater, ehemalige Diplomaten, die uns bei der Auswahl der Stoffe und natürlich der Figurenzeichnung unterstützend zur Seite stehen.
Zur letzten Folge gab es in deutschen Medien Kritik am Drehbuch. War Prag auch für Sie als Standort für die „Diplomatin“ auserzählt?
Oh nein! Prag hat so viele Seiten. Prag als Stadt ist nie auserzählt, aber wie im echten Leben wechselt eine Botschafterin alle drei Jahre den Posten. Und da wir auch an dieser Stelle authentisch bleiben wollen, war klar, dass Karla Lorenz weiterzieht, jetzt in das nicht minder schöne Rom.
Die letzten drei der bisher fünf „Diplomatin“-Episoden spielen in Prag. Wann beginnt Ihr Einsatz in Rom?
Eigentlich wollten wir schon 2020 in Rom drehen. Doch dann kam Corona und hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auch in diesem Jahr, 2021, war es zu planungsunsicher, um in Rom zu drehen. Wir haben daher eine Berlin-Folge erfunden und gedreht und werden hoffentlich im nächsten Jahr in die Ewige Stadt ziehen. Das Drehbuch ist schon fertig und möchte abgeholt werden …
Kommen Sie trotz des Endes der Folgen in der tschechischen Hauptstadt wieder einmal nach Prag?
Aber ja. Ein lieber Freund von mir ist Tscheche und so verbindet mich mit Prag auch eine Freundschaft – jenseits meines Berufs.
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