Kein Geld fürs Rabbinerhaus
Der jüdischen Gemeinde in Pilsen fehlen die Mittel für die Renovierung
1. 12. 2015 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Norbert Aepli/CC BY 2.5
Ein Jahr lang war Pilsen Kulturhauptstadt, mit Hilfe von EU-Fördergeldern hat sich die Stadt für Besucher aus dem In- und Ausland herausgeputzt. Dem kaputten Rabbinerhaus an der Großen Synagoge haben Geld und Aufmerksamkeit, die das Jahr mit sich brachte, allerdings nichts genutzt.
Die Pilsener jüdische Gemeinde habe keine europäischen Fördermittel bekommen, um das unter Denkmalschutz stehenden Gebäude zu renovieren, teilte deren Vorsitzende Eva Štixová in der vergangenen Woche mit. Die Gemeinde möchte aus dem Rabbinerhaus für 40 Millionen Kronen (knapp 1,5 Millionen Euro) ein Bildungszentrum mit Ausstellungsräumen und Wohnungen für Lektoren machen. Nach dem Umbau könnten dort Schulungen stattfinden, es solle leben, wünscht sich Štixová. Derzeit darf das Haus wegen der Verletzungsgefahr niemand betreten. Die Arbeiten sollten möglichst bald beginnen, bevor das baufällige Gebäude einstürzt, so die Vorsitzende. Allerdings sieht die Gemeinde nun keine Möglichkeit mehr, an finanzielle Unterstützung zu gelangen. Und ihre eigenen Mittel sind beschränkt. Laut Štixová zählt sie derzeit 109 Mitglieder, ein Großteil davon ältere Menschen, die kaum Geld für Spenden übrig haben.
„Wir wollen zumindest das Dach und die morschen Balken reparieren, das hat Priorität, dafür versuchen wir Geld aufzutreiben“, sagt Štixová. „Es sollte uns nicht auf den Kopf fallen, vor allem weil es ein Kulturdenkmal ist.“ Wie schnell die gröbsten Schäden behoben werden können und wie viel erneuert wird, hängt von der Finanzierung ab – zumal das Rabbinerhaus nicht die einzige Baustelle ist. Auch das Dach der benachbarten Großen Synagoge muss schrittweise ausgetauscht werden, zudem steht für 28 Millionen die Reparatur der Orgel an.
Für das Rabbinerhaus sah es zunächst gut aus. Die jüdische Gemeinde hatte einen Antrag auf einen Zuschuss aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gestellt und die Erlaubnis für den Umbau eingeholt. Doch dann habe eine der beteiligten Firmen Berufung eingelegt, die Fördergelder seien nicht genehmigt worden und das Projekt ins Stocken geraten, so Štixová. Sie hat wenig Hoffnung, dass sie doch noch Fördermittel auftreiben kann.
Das Rabbinerhaus wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und gehört zur 122 Jahre alten Großen Synagoge, einem der größten jüdischen Gotteshäuser der Welt. Die jüdische Gemeinde in Pilsen, die vor dem Zweiten Weltkrieg etwa 3.000 Mitglieder zählte, ließ die Große Synagoge zuletzt vor 17 Jahren für mehr als 52 Millionen Kronen renovieren.
„Online-Medien sind Pioniere“
Kinderwunsch nicht nur zu Weihnachten