Keine Konkurrenz
Besitzer von Naturkostläden beklagen den Einfluss großer Lebensmittelketten
5. 2. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Michael Cannon
Tomaten aus Spanien, Äpfel aus Südafrika: Obst und Gemüse, das in großen Supermärkten angeboten wird, hat oft eine weite Reise hinter sich. Eine Alternative sind nicht nur die klassischen Bauernmärkte auf öffentlichen Plätzen, sondern seit einigen Jahren auch immer mehr Naturkostläden (farmářské obchody), die landwirtschaftliche Produkte aus der Region vermarkten. Einige von ihnen würden auch gerne in größeren Einkaufszentren Filialen eröffnen. Doch die großen Nahrungsmittelketten fürchten die Konkurrenz – und verhindern angeblich, dass die Naturkostläden ihre Produkte auch in den Einkaufszentren anbieten können. Das behaupten zumindest die Besitzer einiger Naturkostläden gegenüber der Nachrichtenagentur čtk. Die großen Ketten sollen als Hauptmieter der Einkaufszentren ein Vetorecht haben, wenn es um die Vergabe der Verkaufsflächen geht.
Der Besitzer, der seinen Namen in diesem Zusammenhang nicht in der Zeitung lesen möchte, hat in den vergangenen Monaten in mehreren großen Einkaufszentren versucht, eine Fläche zu mieten. In allen Fällen hätten das jedoch die großen Ketten verhindert: „Es handelte sich zum Beispiel um ein großes Einkaufszentrum in Prag. Wir haben zwar Möglichkeiten in Einkaufszentren, aber sie werden durch Absprachen eingeschränkt, die zwischen den Besitzern der Einkaufszentren und den Lebensmittelketten bestehen“, berichtet der Besitzer der Naturkostläden.
Kleine Ketten ohne Chance
Die großen Ketten äußerten sich gegenüber ČTK nicht zu den Vorwürfen. Zdeněk Juračka, der Vorsitzende des Handels- und Tourismusverbandes (Svazu obchodu a cestovního ruchu, SOCR), sagte: „Der Handelsverband mischt sich niemals in die Geschäftspolitik der einzelnen Ketten ein.“
Von einer ähnlichen Erfahrung wie der anonyme Besitzer berichtet auch Aleš Kotěra, Geschäftsführer von „Náš grunt“. Das Unternehmen, zu dem bereits 28 Naturkostläden gehören, möchte in nächster Zeit auf 40 Filialen anwachsen und vor allem in Mähren und Schlesien expandieren. „Náš grunt“ zählt zu den größeren Netzen von Naturkostläden in Tschechien. Es eröffnete 2010 in Prag seinen ersten Laden mit landwirtschaftlichen Produkten, die vor allem von kleinen und mittleren einheimischen Bauern und Herstellern geliefert werden.
Keiner der Läden von „Náš grunt“ befindet sich bisher in einem Einkaufszentrum. Kotěra zufolge liegt das daran, dass die Mieten in den Einkaufszentren und weitere Investitionen zu hoch wären, als dass es sich lohnen würde, dort einen Laden zu eröffnen. Außerdem würden die großen Lebensmittelketten den kleineren Konkurrenten keine Chance lassen: Wenn ein Naturkosthändler ein ähnliches Sortiment anbieten wolle wie die großen Lebensmittelketten, könnten diese ihn davon abhalten, so der Geschäftsführer von „Náš grunt“.
Regionale Produkte gefragt
Ein vergleichbares Konzept wie sein Unternehmen verfolgt beispielsweise auch die Firma „Sklizeno“, die bisher zehn Naturkostläden eröffnet hat. Außerdem sind in den vergangenen Jahren kleinere Betriebe mit ähnlichen Geschäftsmodellen entstanden, wie etwa „Česká stodola“, das derzeit zwei Geschäfte in Prag betreibt, oder „Farmářský obchod“ mit einigen Filialen in Pilsen und Klatovy.
Einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Incoma zufolge sind landwirtschaftliche Produkte aus der Region gefragt: Etwa 20 Prozent der Verbraucher haben im vergangenen halben Jahr mindestens einmal einen Bauernmarkt oder einen Naturkostladen besucht, um dort vor allem frisches Obst und Gemüse oder Wurstwaren und Käse zu kaufen. Allerdings geben die Kunden dort im Durchschnitt nur etwa fünf Prozent des Geldes aus, das sie für Lebensmittel aufbringen. Den Rest ihres Budget lassen die Kunden vor allem in den Super- und Hypermärkten. Doch nicht nur deswegen bräuchten die großen Lebensmittelketten keine Angst vor den kleinen Naturkostläden haben, meint der Einzelhandelsexperte Pavel Kulhavý: „Wenn die Ketten von deren Popularität lernen und ihr Angebot anpassen, dann stellen die Naturkostläden für sie keine ernsthafte Konkurrenz da.“
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