Klein und experimentierfreudig
Die Zahl der Minibrauereien hat sich in drei Jahren verdoppelt
19. 3. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Ben Harris-Roxas
In Tschechien gibt es immer mehr Minibrauereien. Derzeit existieren 215 kleinere Bierhersteller, die jährlich jeweils maximal 10.000 Hektoliter produzieren. Das sind mehr als doppelt so viele wie noch vor drei Jahren, sagte kürzlich der Präsident des Böhmisch-Mährischen Verbandes der Minibrauereien Jan Šuráň. Im vergangenen Jahr haben die tschechischen Minibrauereien zusammen 15 Prozent mehr Bier gebraut als im Vorjahr. Künftig dürften es noch mehr werden, denn Šuráň geht davon aus, dass es bis Ende 2015 etwa 350 Minibrauereien geben könnte.
„Das Tempo, mit dem die Zahl dieser kleinen Betriebe zunimmt, ist wirklich hoch. In den vergangenen drei Jahren kamen rund 50 Brauereien jährlich hinzu“, so Šuráň. Obwohl es etwa viermal mehr Minibrauereien als große Brauereien gibt, wird ihr Marktanteil an der tschechischen Bierproduktion allerdings auf gerade mal ein Prozent geschätzt.
Minibrauereien können in Bezug auf Masse und Preis nicht mit den etablierten großen Produzenten konkurrieren, ihre Erzeugnisse sind in der Regel um zehn bis fünfzig Prozent teurer als die der großen Brauereien. Doch die Großen im Preiskampf zu besiegen, ist auch nicht das Ziel der Kleinen: Ein Schwerpunkt liege deshalb zum Beispiel auf der Produktion anderer Biere als des in Tschechien am meisten verbreiteten Pils, erklärt der Verbandspräsident. Weil sie nur kleine Mengen produzieren, können die Minibrauereien mehr experimentieren. Šuráň zufolge interessieren sich in Tschechien zunehmend mehr Kunden für neue Biersorten. In Restaurants und Kneipen gebe es immer öfter mehrere Zapfhähne, aus denen Wirte verschiedene Biere anböten. Das sei vor einigen Jahren noch sehr selten gewesen. Derzeit bestehe große Nachfrage zum Beispiel nach Bieren des Typs Indian Pale Ale oder nach verschiedenen Weizenbieren. „In Mode sind jetzt auch ,Wood and Barrel Aged‘ Biere, also solche, die in ehemaligen Whisky- oder Weinfässern reifen.“
Zugenommen hat in den vergangenen Jahren aber nicht nur die Zahl der ganz kleinen Brauereien. Auch die sogenannten Industrie-Brauereien sind mehr geworden. Sie brauen über 10.000 Hektoliter pro Jahr, haben eine automatisierte Produktion und Abfüllanlagen für Flaschen – sind also deutlich größer als die Minibrauereien, aber dennoch nicht mit Bierkonzernen wie Plzeňský Prazdroj oder Pivovar Staropramen vergleichbar. Zu den Industrie-Brauereien gehört seit dem vergangenen Jahr zum Beispiel die Schlossbrauerei „Zámecký pivovar“ in Břeclav. In Prag könnten Zeitungsberichten zufolge demnächst zwei weitere eröffnen: Im Stadtteil Vinohrady soll die Brauerei „Vinohradský pivovar“ entstehen. Das im August vergangenen Jahres gegründete Unternehmen „Zemský pivovar“ sucht ebenfalls nach einem geeigneten Gebäude.
Bekenntnis zu Břeclav
Drastische Maßnahmen