Aus weiß wird bunt

Aus weiß wird bunt

John-Lennon-Mauer kehrt schneller zurück als gedacht

26. 11. 2014 - Text: PZ

Was hat John Lennon mit Prag zu tun? Eigentlich nichts, gäbe es da nicht diese Mauer des Maltesergartens auf der Kleinseite. Entgegen der landläufigen Meinung war sie bereits vor der Ermordung des Musikers im Dezember 1980 mit dessen Konterfei und Symbolen der Friedensbewegung bemalt worden. Im Laufe der Jahre, spätestens in den neunziger Jahren, wurde die Graffiti-Mauer zu einer Touristen­attraktion. Selbst Yoko Ono, Lennons Witwe, schwang im Jahr 2003 den Pinsel, um sich darauf zu verewigen.

Umso erschreckender musste für einige die Nachricht wirken, dass eine Künstlergruppe die bunte Wand nun mit weißer Farbe übertüncht hat. Die nationale Nachrichtenagentur der Schweiz etwa meldete: „Unbekannte Vandalen übermalen die bei Touristen beliebte John-Lennon-Mauer (…)“.

Manch einer fürchtete sogar, Prag sei einer seiner Sehenswürdigkeiten beraubt worden. Wie sich gezeigt hat, bestand dafür überhaupt kein Grund. Denn die Mauer wird ihrem Namen heute viel eher gerecht als in den vergangenen Monaten. Die Empörung des Eigentümers ist nicht nur deswegen fehl am Platz. Schließlich ließ er in den zurückliegenden Jahren die Graffitis selbst mehrmals beseitigen.

Das taten übrigens auch die Kommunisten vor 1989 – wenn man die „westliche Popkultur“ schon nicht aus den Köpfen der Menschen bekommen konnte, dann sollte sie zumindest aus dem öffentlichen Raum verschwinden. Aber auch das gelang ihnen nicht. Denn damals wie heute kehrt die John-Lennon-Mauer immer wieder zurück. Und das ist auch gut so.

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