Kommentar: Erschreckende Zahlen
Tschechien entzieht sich der Flüchtlingsfrage
4. 12. 2014 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welze; Foto: arche-nova.org
Schweden: 1.960, Schweiz: 660, Deutschland: 470, Bulgarien: 210, Tschechien: 25. Das ist nicht die Schneehöhe in Zentimetern oder die Anzahl von Gourmetrestaurants – die Zahlen drücken aus, welches Land im Verhältnis die meisten Flüchtlinge aufnimmt. Tschechien registrierte von April bis Juni nur 20 Asylgesuche aus Syrien (Deutschland: 7.055). Wenn man hierzulande wollte, könnte es natürlich weitaus mehr geben. Man will aber nicht.
Die Zahlen aus Tschechien irritieren zutiefst. Und: Die Regierung Sobotka wehrt sich auch noch mit zynischen Floskeln dagegen, Hilfesuchenden aus dem Bürgerkriegsland Aufnahme zu gewähren. Gegen Kontingente, wie sie manche EU-Mitglieder vorschlagen, ist man sowieso. Gerade erst verweigerte man 15 kranken und verletzten Syrern die Behandlung in tschechischen Krankenhäusern. Die allgemeine Begründung: Durch den Einlass syrischer Flüchtlinge könnten islamistische Terroristen ins Land gelangen.
Noch im Oktober sprach Innenminister Chovanec davon, das Land könne bis zu 10.000 Bedürftige aus Nahost aufnehmen. Später war nur noch von 700 Plätzen die Rede. Und auf einmal ist es dem Kabinett lieber, dass vorerst gar kein Syrien-Flüchtling mehr die Staatsgrenzen zu Böhmen und Mähren überschreitet. Das ist nichts als feige, denn bis dahin dürfte die Hilfe, zumindest für die 15 genannten, von anderen geleistet worden sein oder ganz zu spät kommen. Tschechien entzieht sich auf beschämende Art und Weise der Verantwortung und spielt die drei Affen – nichts sehen, nichts hören, nichts (Verbindliches) sagen.
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