Kommentar: Kampagne mit offenem Visier
Tschechien braucht entschlossene Zeman-Gegner
15. 6. 2016 - Text: Josef FüllenbachText: Josef Füllenbach
Allmählich rückt die Frage in den Vordergrund, wer Anfang 2018 bei der Präsidentenwahl ins Rennen geht. Präsident Miloš Zeman verspürt allem Anschein nach Lust auf eine zweite Amtszeit. Seine hohen Beliebtheitswerte bestärken ihn sicherlich in dieser Absicht. Und mit Vergnügen dürfte er beobachten, wie potenzielle Kandidaten zögern, klar Farbe zu bekennen. Wie sie sich zieren und eine mögliche Kandidatur an allerlei Erwägungen und Bedingungen knüpfen: Sollte das Land noch stärker nach Osten driften, ja, dann müsse man sich sozusagen zu einer „Rettungskandidatur“ bereit finden. Oder sollte XY kandidieren, dann müsse man, um XY zu verhindern, eben selber kandidieren. Oder sollte ein unüberhörbarer Ruf aus der Partei, aus dem Volke oder wer weiß woher erschallen, und so weiter … Zeman kann das nur amüsieren. Denn er weiß: Wer in direkter Wahl Präsident werden will, der muss das Amt mit allen Fasern seiner politischen Existenz wirklich wollen. Er hat es selbst vorexerziert. Nachdem die Direktwahl für das Präsidentenamt beschlossen war, begann er seine Kampagne mit offenem Visier und ungeachtet seiner zunächst noch sehr niedrigen Zustimmungswerte. Wer 2018 antreten will, sollte diese Unbedingtheit mitbringen und dem Publikum peinliches Taktieren ersparen. Erst recht, wenn der Gegner dann Zeman heißt.
„Wie 1938“
„Unterdurchschnittlich regiert“