Krumme Geschäfte
Schief gewachsenes Gemüse ist in Supermärkten kaum zu finden. Einige nehmen es nun ins Sortiment auf. Doch die Reaktion der Kunden ist ungewiss
23. 8. 2016 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: D. Sarle/CC BY-NC-ND 2.0
Gebogene Zucchini, geschwungene Karotten, unschön geformte Äpfel – in Supermarktregalen suchte man bisher vergeblich nach Obst und Gemüse, das nicht dem Formideal entspricht. Nun denken einige Ketten um: Die krumme Gurke kehrt zurück in tschechische Lebensmittelregale.
In der vergangenen Woche hat die Kette Penny Market erstmals nonkonformes Obst und Gemüse angeboten. Es sei nach wenigen Tagen noch zu früh, um die Reaktionen der Kunden zu bewerten, erklärte das Unternehmen, es hoffe jedoch auf positive Rückmeldungen. Das Sortiment werde man je nach Saison noch erweitern.
Auch der Onlinesupermarkt rohlik.cz liefert seinen Kunden Gemüse, das nicht den ästhetischen Standards entspricht. „Im Angebot haben wir derzeit Paprikas, die verdreht sind, nicht den standardmäßigen Farbton haben oder kleine Fehler an der Oberfläche aufweisen, sowie krumme und nicht der Normgröße entsprechende Gurken“, erklärte Handelsdirektor Tomáš Jeřábek. Das „hässliche“ Gemüse bietet der Internetshop zu günstigeren Preisen an.
Erfahrungen mit Gewächsen, die nicht dem Ideal entsprechen, hat bereits die Handelskette Globus gemacht. Vor einigen Jahren versuchte sie, krummes Gemüse in manchen großen Supermärkten zu verkaufen. Das Interesse der Kunden war damals verschwindend gering. „Dennoch beziehen wir immer mehr Obst und Gemüse von tschechischen Bauern und im Rahmen unserer langfristigen Zusammenarbeit nehmen wir ihnen alle Produkte ab, also auch Gewächse, die nicht vollendet aussehen“, sagt Globus-Sprecherin Pavla Hobíková.
Aktivisten der tschechischen Initiative Zachraň jídlo (Rette das Essen) loben die neuen Vorstöße. Sie beschäftigen sich schon länger mit dem Thema. Ihren Informationen zufolge denken noch weitere Handelsketten darüber nach, krummes Gemüse ins Sortiment aufzunehmen.
Mitglieder von Zachraň jídlo wollen nun dafür sorgen, dass es nicht bei einer kurzfristigen Aktion bleibt. Die Aktivistin Anna Strejcová zum Beispiel meint: „Man könnte auch viele Karotten und Kohlrabi verkaufen, die auf dem Kompost landen. Und bei Blumenkohl wird bisher sehr viel Wert darauf gelegt, dass er perfekt aussieht, aber er wird schnell ein bisschen gelb.“
Mit dem Trend zur krummen Gurke wollen die Handelsketten gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen. Gleichzeitig sollen tschechische Landwirte profitieren, die einen Teil ihrer Produktion sonst wegwerfen müssen. Der Initiative Zachraň jídlo zufolge bleiben derzeit bis zu 30 Prozent der Gemüseernte ungenutzt auf den Feldern – unter anderem, weil die Gewächse nicht den ästhetischen Ansprüchen genügen.
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