Lebhafte Zeitreise
Mit ihrem neuen Buch nimmt Margit Lessing junge Leser mit in die Vergangenheit
16. 7. 2015 - Text: Friedrich GoedekingText: Friedrich Goedeking; Bild: Comenius-Buchhandlung
Der Leipziger Historiker Thomas Krzenck hat kürzlich zu Recht beklagt, dass Jan Hus für die breite Öffentlichkeit in Deutschland eine Randfigur der europäischen Geschichte darstellt. Sowohl Hus Leben als auch seine Lehre würden nur von einem kleinen Kreis deutscher Spezialisten erforscht, deren Ergebnisse sich aber kaum in populärwissenschaftlichen Publikationen, Schulbüchern oder den Medien niederschlagen, so Krzenck.
Umso verdienstvoller ist deshalb der Versuch von Margit Lessing, in ihrem etwa 100 Seiten umfassenden Buch, Jugendlichen einen Zugang zu dem bedeutenden böhmischen Reformator zu eröffnen. Es gelingt ihr, die letzten Monate seines Lebens aus der Perspektive von jungen Leuten nachzuzeichnen: Fünf Schüler, die für ein Referat über Hus recherchieren, erleben in einer Zeitreise, wie er von der südböhmischen Burg Krakovec zu seiner dreiwöchigen Reise nach Konstanz aufbricht, dort verhaftet, verurteilt und als Ketzer verbrannt wird. Die jungen Leute erfahren, wie Hus, obwohl niemand dem Gebannten Speise und Trank und eine Unterkunft anbieten darf, von den Menschen in deutschen Dörfern und Städten begeistert empfangen wird, wie er den Menschen Rede und Antwort steht und ihnen erläutert, warum er zum schärfsten Kritiker der Kirche geworden ist.
Die Autorin erzählt anschaulich und lebendig. Gleichzeitig achtet sie sorgfältig darauf, den historischen Fakten gerecht zu werden und lässt Hus selbst in seinen zentralen Aussagen zu Wort kommen.
Margit Lessing: Jan Hus’ Weg und der böhmische Kelch. Comenius-Buchhandlung, Herrnhut 2015, 104 Seiten, 12,90 Euro, ISBN 978-3-9814838-9-5
„Markus von Liberec“
Geheimes oder Geheimnistuerei?