Liebesleid in Marienbad

Liebesleid in Marienbad

Chopin-Haus im westböhmischen Kurort wird im kommenden Jahr renoviert

24. 11. 2016 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Bild: APZ

Mineralquellen, Schlamm und Moor waren es, die Goethe 1821 nach Marienbad (Mariánské Lázně) lockten. Frédéric Chopin kam aus einem anderen Grund. Er wollte dort seine erste große Liebe Maria Wodzińska heiraten. An seinen Aufenthalt erinnert heute das Kulturhaus in der Hauptstraße des Kurortes. Im sogenannten Chopin-Haus hatte der Komponist im Jahr 1836 gut einen Monat gewohnt. Nun will es die Stadt modernisieren lassen.

Wie der stellvertretende Bürgermeister Vojtěch Franta (Piraten) am Montag bekanntgab, soll das Gebäude im nächsten Jahr für mehrere Millionen Kronen umgebaut werden. „Das Haus ist derzeit nicht barrierefrei, wir wollen einen Aufzug einbauen lassen und alle Etagen so miteinander verbinden, dass Menschen mit Behinderung einen Zugang haben“, sagte Franta. Außerdem werde das Informationszentrum im Haus renoviert.

Die Pläne habe die Stadt bereits ausgearbeitet, bis Ende März will sie Zuschüsse beantragen. Den Architektenwettbewerb habe ein Prager Büro mit „einem ziemlich mutigen Vorschlag“ gewonnen, so Franta. Wann die Bauarbeiten beginnen, stehe noch nicht fest. Wie der stellvertretende Bürgermeister erklärte, rechne sich die Stadt mit der Renovierung auch eine Chance aus, unter die Nominierten für die Unesco-Welterbeliste zu gelangen.

Als Sitz des Westböhmischen Sinfonieorchesters ist das Gebäude hauptsächlich ein Konzerthaus. Zudem ist darin die Chopin-Gesellschaft untergebracht, die jedes Jahr im August ein Klassikfestival zu Ehren des Komponisten veranstaltet. Laut Franta könnte mit dem Umbau auch eine Unterkunft für Künstler entstehen.

Das bekannte Haus mit der Nummer 47 wurde um das Jahr 1820 errichtet. Seit 1958 steht es unter Denkmalschutz. Zwei Jahre später wurde in der zweiten Etage die Frédéric-Chopin-Gedenkstätte mit einem Museum eingerichtet.

Chopin reiste als 26-Jähriger von Paris nach Marienbad, um sich mit Maria Wodzińska, der erst 17-jährigen Nichte des polnischen Gesandten Maciej Wodziński, zu verloben. Beide hatten sich zuvor in Dresden kennengelernt, wohin die Familie nach dem gescheiterten Novemberaufstand in Polen geflohen war. Auf Wunsch von Marias Mutter hielten sie ihre Verlobung geheim. Völlig überraschend und ohne Chopins Wissen kehrte die Familie 1837 nach Polen zurück. Den Komponisten stürzte die Trennung in eine tiefe Krise. Er widmete Maria in jener Zeit unter anderem den „Abschiedswalzer“.