Mehr als 5.000 Mäuse …
Wie ein Kleintransporter im deutsch-tschechischen Grenzgebiet für großes Erstaunen sorgte
19. 10. 2017 - Text: Klaus Hanisch
Die Grenzregion zwischen der Oberpfalz und Westböhmen ist durchaus keine Gegend, in der sich nur Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Als Polizisten einen Kleintransporter auf der Autobahn A 6 am Parkplatz Stocker Holz kontrollierten, bekamen sie Überraschendes zu sehen. Der Laderaum des Fahrzeuges mit tschechischem Kennzeichen war vollauf mit Tierkäfigen beladen. Unter den Tieren müssten sich etwa 1.000 Mäuse, vier Chamäleons und zwei Chinchillas befinden, schätzten die Beamten mal vorsichtig ein.
Doch das war maßlos untertrieben. „Im Laufe der weiteren Ermittlungen musste die Anzahl sowohl der sichergestellten Tierarten als auch der einzelnen Individuen deutlich heraufgesetzt werden“, vermeldete das Polizeipräsidium Regensburg aufgeregt. Am Ende des folgenden Tages listete die Polizei nämlich exakt auf: 5.086 Mäuse, 833 Ratten, 212 Hamster, 28 Kaninchen und 76 Meerschweinchen. Dazu sieben Chinchillas, zwei Degus, vier Chamäleons und 75 Axolotls. Sowie „ein Konvolut von Insekten und Spinnen“, wie die Behörde lapidar ergänzte.
Schon bei erster Sichtung wurde deutlich, dass ein Teil der Tiere auf zu engem Raum untergebracht war. Deshalb stellten die Verkehrspolizisten den Transport sicher und zählten gründlich nach. Ihr Fund führte zu hektischen Aktivitäten. In aller Eile besorgte der tschechische Fahrer des Kleintransporters bei seinem Arbeitgeber per Fax eine Transporterlaubnis – zumindest für die Chamäleons. Er legte sie umgehend in der Oberpfalz vor, verhinderte damit aber nicht, dass gegen ihn nun wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ermittelt wird. Dies könnte dem 26-Jährigen eine Geldstrafe, im schlimmsten Fall sogar bis zu einem Jahr Gefängnis einbringen. Ob solche Verstöße vorliegen, klären die Landratsämter Amberg-Sulzbach und Schwandorf.
Darüber hinaus untersuchen Fachbehörden, ob bezüglich einer oder mehrerer Tierarten auch gegen naturschutzrechtliche Bestimmungen verstoßen wurde. Die Behörden sind jedoch skeptisch. Ähnlich gelagerte Fälle ergaben, dass einem Fahrer solch ein Vorwurf nur schwer nachweisbar sei.
Der Tscheche musste vor Ort 500 Euro zur Sicherheit und für weitere Ermittlungen abpressen. Was aber noch keine Strafzahlung war, wie die Polizei ausdrücklich vermerkte. Dann wurde er entlassen, da er einen festen Wohnsitz in der Tschechischen Republik hat.
Die tschechische Firma legte der deutschen Polizei danach zahlreiche Lieferscheine und Zolldokumente vor, die den Tiertransport rechtfertigen sollen. Ob sie echt und vollzählig sind, wird derzeit ermittelt. Eine Rechtsanwaltskanzlei in Bielefeld präsentierte allerdings bereits eine Erklärung, wonach die Firma auf das Eigentum an den sichergestellten Tieren verzichtet. Dies hält die Polizei aber nicht davon ab zu prüfen, ob die Auftraggeber des Tiertransports strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Sämtliche Tiere wurden im Tierheim in Amberg und anderen Tierschutzeinrichtungen untergebracht.
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