Milchbauern fordern mehr Geld

Milchprodukte sind teurer geworden. Doch der tschechische Milchpreis liegt weiterhin unter dem EU-Durchschnitt

28. 8. 2013 - Text: Jakob MatheText: Jakob Mathe; Foto: Uschi Dreiucker/pixelio.de

Bereits seit Jahren kämpfen Landwirte europaweit für höhere Milchpreise. Oftmals liegt der Betrag, den die Molkereien für einen Liter Milch bezahlen, sogar unter den Erzeugerkosten. Die Folge:  Immer mehr Bauern müssen um ihre Existenz kämpfen.
In Tschechien sind die Preise für Milchprodukte in den letzten Monaten zwar angestiegen, die Einnahmen der Landwirte jedoch nicht. Der Einkaufspreis tschechischer Molkereien für den Liter Rohmilch liegt nach wie vor unter dem EU-Durchschnitt. Jan Veleba, Vorsitzender der tschechischen Agrarkammer, warnte in der vergangenen Woche: „Die Schere zwischen den Rohmilchpreisen und den Verbraucherpreisen geht immer weiter auseinander“. Im Juli hätten Molkereien den Landwirten im Schnitt 8,36 Kronen pro Liter gezahlt. Dies seien zwar rund 2,5 Kronen mehr als auf dem Höhepunkt der Milchkrise im Jahr 2009, aber laut Veleba viel zu wenig. Nicht einmal der Erzeugerpreis sei damit gedeckt. Damals waren Bauern in ganz Europa auf die Straße gegangen, um gegen fallende Milchpreise zu demonstrieren.

Im Jahr 2007 mussten die Molkereien noch über 10 Kronen pro Liter Rohmilch bezahlen, im Zuge der Wirtschaftskrise war der Preis jedoch stark gesunken. Auch heute sehen viele Landwirte durch die niedrigen Milchpreise ihre Existenz bedroht und fordern einen Betrag von mindestens 9 Kronen pro Liter Milch. Dabei gehört die tschechische Milchproduktion zu den führenden im europäischen Vergleich. Eine europäische Kuh gab im Vorjahr durchschnittlich 6.460 Liter Milch, eine tschechische 8.050 Liter. Dennoch sank in den letzten Jahren die Konkurrenzfähigkeit der Landwirte. 2004, im Jahr des EU-Beitritts, waren in Tschechien 3.600 Milchbauern registriert. Heute sind es nur noch 1.900. Zu schaffen macht den Bauern auch das ständige Schwanken des Milchpreises. Nach Angaben der Internationalen Milchföderation befindet sich Tschechien auf der  Liste der Länder mit den stärksten Milchpreisschwankungen auf Rang sechs. Die Milchproduktion sei jedoch ein Wirtschaftssektor, in dem Planung und Stabilität von großer Bedeutung seien, beispielsweise für langfristige Investitionen.

Während im April dieses Jahres der Liter Halbfettmilch noch für durchschnittlich 17,54 Kronen verkauft wurde, waren es im Juli 18,24 Kronen. Der Durchschnittspreis für ein Kilogramm Butter stieg im selben Zeitraum um 11,85 Kronen an. Im ersten Halbjahr 2013 lag der tschechische Milchpreis 77 Heller unter dem EU-Durchschnitt von 8,93 Kronen. Der internationale Milchpreis ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Unter anderem wird er von Angebot und Nachfrage, politischen Entscheidungen, der aktuellen wirtschaftlichen Situation sowie Verarbeitungskosten und Energiepreisen beeinflusst. Auch das Wetter hat seinen Anteil. Aufgrund der Überschwemmungen im Juni drohen den tschechischen Landwirten in diesem Jahr zusätzliche Verluste, da es vermutlich zu Ernteausfällen bei Futterpflanzen kommen wird. Karel Bednář, Chef der  Milchwirtschaftsgenossenschaft JIH, erwartet einen Rückgang der tschechischen Milchproduktion um 10 bis 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.