Milliarden aus Südkorea

Milliarden aus Südkorea

Zwei Automobilzulieferer planen Großinvestitionen

2. 7. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: hyundai-blog.com

Mehr als zehn Flugstunden trennen Prag von Seoul. Für südkoreanische Investoren ist Tschechien dennoch ein interessantes Ziel. Allein in der vergangenen Woche wurden zwei neue Projekte vorangetrieben, die mehrere Milliarden Kronen und Tausende Arbeitsplätze in die Regionen Nordböhmen und Mährisch-Schlesien bringen sollen.

Im Industriegebiet von Mošnov in der Nähe des Flughafens von Ostrava will sich die Hyundai-Tochter Mobis ansiedeln. Von 2016 an plant das Unternehmen dort Scheinwerfer zu produzieren und in der Anfangsphase mindestens 900 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Stadträte von Ostrava haben am Mittwoch vergangener Woche den Weg frei gemacht: Sie billigten den Vorschlag für einen Investitionsvertrag sowie den Plan, ein etwa 18 Hektar großes Grundstück im Industriegebiet Mošnov zu verkaufen. „Es handelt sich um eine große Investition“, freute sich Oberbürgermeister Petr Kajnar (ČSSD). Er rechnet damit, dass in den nächsten Jahren etwa 2,5 Milliarden Kronen (rund 91 Millionen Euro) in die Region fließen und langfristig weit mehr als die genannten 900 Arbeitsplätze entstehen werden.

Den Investitionsvertrag müssen einem Sprecher des Magistrats zufolge neben der Stadt und dem Unternehmen auch Vertreter des Mährisch-Schlesischen Kreises, des Staates und der staatlichen Agentur für Investitions- und Wirtschaftsförderung CzechInvest unterzeichnen. Über den konkreten Inhalt will die Stadtverwaltung die Öffentlichkeit daher erst informieren, wenn alle Parteien zugestimmt haben. Das soll in den kommenden Tagen und Wochen geschehen. Erst danach wird der Kaufvertrag unterzeichnet. Den Entwürfen zufolge wird die Firma das Grundstück für eine Krone pro Quadratmeter erhalten. Die Stadt könnte dafür geschätzt etwa 65 Millionen (rund 2,4 Millionen Euro) verlangen, will darauf aber verzichten, um die hohe Arbeitslosigkeit in der Region zu bekämpfen. Im Mai lag die Quote der Erwerbslosen bei zehn Prozent.

Die zweite südkoreanische Großinvestition, über die zuletzt noch spekuliert wurde, hat sich unterdessen bestätigt. Die tschechische Regierung hat ebenfalls am Mittwoch vergangener Woche einen Investitionsvertrag mit dem Reifenhersteller Nexen geschlossen, der für rund 829 Millionen Euro ein Werk in Nordböhmen bauen will. Nach Angaben der staatlichen Agentur CzechInvest wird der neue Produktionsstandort im Industriegebiet Triangle bei Žatec (Saaz) entstehen. Die Verhandlungen mit den Südkoreanern dauerten 13 Monate. Nach derzeitigen Plänen könnte die Produktion in etwa vier Jahren beginnen. Langfristig sollen bis zu 2.300 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, weitere Stellen könnten Zulieferer anbieten.

Unternehmenspläne gehen von einem Investitionsvolumen von rund 1,6 Milliarden Euro aus. Die Prager Regierung bietet im Gegenzug Investitionsanreize in einer Höhe von rund 138 Millionen Euro an. Unter anderem kommt das südkoreanische Unternehmen in den Genuss von Steuervergünstigungen. Nexen beliefert die Automobilhersteller Hyundai und Kia an ihren tschechischen und slowakischen Standorten, Abnehmer sind aber auch die Škoda-Werke in Mladá Boleslav. Bei einer günstigen Marktentwicklung könnten am neuen Standort bis zu 20 Millionen Reifen jährlich produziert werden.