Mit einem Klick zum Kaffee

Mit einem Klick zum Kaffee

Im „Click Coffee“ in Smíchov kann man Getränke per App bestellen

25. 11. 2015 - Text: Melanie Nolte, Foto: Click Coffee

Wer schon einmal die Straßenbahn verpasst hat, weil er zu lange auf seinen Kaffee zum Mitnehmen warten musste, dürfte sich freuen. Nahe der U-Bahn-Station Anděl in Smíchov eröffnete im Sommer das landesweit erste Café, in dem man Getränke und Snacks ganz ohne Warteschlange mit dem Smartphone bestellen und bezahlen kann.

„Wir wollten es einfacher, schneller und damit kostengünstiger für alle Beteiligten machen“, sagt Vladimír Zika. Der 29-Jährige gründete das Click Coffee gemeinsam mit seinem Kollegen David Veselý. Mit der Planung begannen sie bereits im April vergangenen Jahres.

Schon auf den ersten Blick unterscheidet sich das Lokal von seiner klassischen Konkurrenz. In der Mitte des Raumes stehen zwei Kaffeevollautomaten auf einem Holztresen. Daneben stapeln sich die Becher und Deckel für den „Coffee to go“, den es in drei verschiedenen Größen gibt. Wer in das Café kommt, muss sein Getränk selbst zubereiten. Zur Auswahl stehen Latte macchiato, Cappuccino, heiße Schokolade, Eiskaffee, Espresso und Tee. An der Wand befinden sich Körbe, in denen Snacks und Gebäck ausliegen. „Wir verwenden nur Arabica-Bohnen und die Snacks kommen von einer lokalen Familienbäckerei“, erklärt Zika. Bezahlt wird dann an der Kasse, ohne lange anstehen zu müssen. Durch das Prinzip Selbstbedienung kann das „Click Coffee“ einen verhältnismäßig günstigen Preis anbieten: 45 Kronen für die großen Becher (300 Milliliter), 30 Kronen für die kleineren Varianten und den Tee. Den Grundgedanken dahinter findet Zika plausibel: „Manche Leute wollen guten Kaffee, aber eben nicht in der Schlange stehen, nur weil ein Barista unnötige Kaffee-Rituale veranstalten muss.“ Für jene, die sich dennoch etwas Zeit nehmen wollen, stehen im hinteren Teil des Lokals Tische und Stühle bereit.

Im Eingangsbereich befindet sich eine Vitrine mit 18 magnetisch verschlossenen Fächern, in denen fertiger Kaffee zur Abholung bereitsteht. Durch eine passend zum Café entwickelte Smartphone-App können Kunden im Vorfeld ihr Getränk mit Angabe der Abholzeit bestellen und bezahlen. Sie müssen ihn dann nur noch aus den Vitrinen abholen. Als Authentifizierung dient ein elektronischer Code, den der Kunde ebenfalls per Handy erhält. „Wenn per App bestellt wird, sehen wir die Bestellung auf unserem Tablet im Geschäft“, erklärt Zika. „Zwei Minuten bevor der Kunde laut Abholzeit im Café erscheinen will, bereiten wir den Kaffee vor. So können wir frische Getränke garantieren.“

Anfängliche Bedenken, dass das außergewöhnliche Konzept misslingen könnte, haben Zika und sein Freund schnell verworfen. Die Kunden würden schließlich gern Zeit und Geld sparen, so Zika. Vor allem Gäste aus den Vereinigten Staaten und Großbritannien seien von dem Konzept überrascht. Großes Interesse wecke aber auch die Technologie selbst. Viele der Besucher kämen beim ersten Mal nur, um die App zu testen. Später kehrten sie zurück, weil es ihnen gefallen hätte. Dennoch würde die Bestellung per Smartphone bisher nur von wenigen verwendet. Etwa 90 Prozent aller Kunden nutzten die Selbstbedienung vor Ort, wie Zika sagt.

Dass ihr Konzept Zukunft hat, davon sind die Gründer überzeugt. Sie hegen bereits Pläne für weitere Cafés. „Wir sind gerade auf der Suche nach Räumen und Investoren“, sagt Zika. Vor allem an belebten Plätzen wie U-Bahn- und Straßenbahnstationen wollen sie neue Cafés eröffnen.

Dabei müssen sie sich auch der Konkurrenz größerer Kaffeehäuser wie Starbucks stellen. Die Kette hat angekündigt, schrittweise mehr Filialen zu eröffnen, in denen man seinen Kaffee über eine App bestellen kann. Bisher sind Starbucks-Cafés nur in den USA mit der Technik ausgestattet.

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