Mitgefangen, mitgehangen

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Der VW-Skandal trifft auch die tschechische Wirtschaft. Doch die Prognosen schwanken

7. 10. 2015 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Škoda Auto

Von allen Ländern in Ost- und Mitteleuropa könnte es Tschechien und Ungarn am stärksten treffen, verkündete am Donnerstag vergangener Woche die Bank of America: In Folge des Volkswagen-Skandals um manipulierte Abgasmessungen könnte das Wirtschaftswachstum in beiden Ländern um bis zu 1,5 Prozent schwächer ausfallen. Für Tschechien hieße das, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr nur um 1,3 Prozentpunkte zulegen würde statt wie von der Nationalbank vorausgesagt um 2,8. Mit deutlichen Konsequenzen rechnen die Analysten auch für den Export. Die Bedeutung der Automobilindustrie und die enge Verbindung zu deutschen Herstellern machten die Länder Mittel- und Osteuropas in der Angelegenheit besonders verwundbar, so die Experten in den USA.

Wirtschaftsminister Jan Mládek (ČSSD) formulierte dagegen vorsichtiger: Der Skandal könne das Wirtschaftswachstum hierzulande beeinflussen, er werde jedoch keine schwerwiegenden Folgen haben, erklärte er am Montag. Gleichzeitig gab das Finanzministerium bekannt, es rechne im äußersten Fall damit, dass das Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte langsamer wachsen werde.

Der stellvertretende Vorsitzende der Export-Vereinigung Otto Daněk wollte sich noch nicht auf Zahlen festlegen. Der Einfluss auf die tschechische Wirtschaft hänge auch davon ab, wie stark die Konkurrenz auf den betroffenen Märkten sei, sagte er. Er könne sich jedoch vorstellen, dass es negative Auswirkungen auf die tschechische Automobilindustrie einschließlich der Zulieferer geben werde, so Daněk.

Škoda-Sprecher Jozef Baláž hatte Ende September bestätigt, dass vom Volkswagen-Skandal um manipulierte Abgasmessungen in Diesel-Fahrzeugen weltweit 1,2 Millionen Pkw der tschechischen Marke Škoda betroffen sind. Škoda gehört zum VW-Konzern, der vorher eingeräumt hatte, in insgesamt rund elf Millionen Fahrzeugen Software installiert zu haben, die in der Lage ist, Abgas-Messungen zu manipulieren. In Tschechien sind etwa 150.000 VW- und Škoda-Fahrzeuge verkauft worden, die über die betreffende Software verfügen (die PZ berichtete in Ausgabe 40). Škoda Auto hat unterdessen eine Internetseite eingerichtet, auf der Kunden herausfinden können, ob ihr Fahrzeug betroffen ist.