Mord aus Mitleid
Eine Krankenschwester soll aktive Sterbehilfe geleistet haben. Der Gesundheitsminister fordert mehr Unterstützung für Hospize
27. 8. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: APZ
Angeblich hat sie aus Mitleid gehandelt, um eine schwer kranke Frau von ihren Schmerzen zu erlösen: Einer 50-jährigen Krankenschwester wird vorgeworfen, im nordböhmischen Rumburk eine 70-jährige Krebspatientin ermordet zu haben. Während die Polizei in elf weiteren Fällen im selben Krankenhaus noch ermittelt, wird in der Öffentlichkeit über das Thema aktive Sterbehilfe diskutiert.
Die an Krebs erkrankte Patientin des örtlichen Krankenhauses war Anfang Juni verstorben. Die Obduktion hatte ergeben, dass die Überdosis eines Medikaments zum Tod geführt hatte. Laut Polizeiangaben soll es die beschuldigte Krankenschwester ohne Anweisung eines Arztes verabreicht haben. Dafür drohen ihr nun bis zu 18 Jahre Gefängnis. Das Krankenhaus hat die Beschuldigte bereits entlassen. Der Arzt Petr Vondráček, der Dienst hatte, als die Patientin starb, forderte den Klinikdirektor Darek Šváb zum Rücktritt auf und warf ihm Vertuschung vor. Dieser wies die Anschuldigung zurück.
Zu den möglichen elf weiteren Fällen wollte die Polizei noch keine genaueren Angaben machen. Die Ermittlungen der Kriminalbeamten seien nicht abgeschlossen, sagte eine Sprecherin. Ein Vertreter der Staatsanwaltschaft erklärte am Montag: „Es handelt sich um identifizierte Fälle, bei denen untersucht werden muss, ob die Beschuldigte sich rechtswidrig verhalten hat.“
Aktive Sterbehilfe ist in Tschechien wie in vielen anderen Staaten illegal. Laut Gesetz wird sie hierzulande wie Mord bestraft. Vor Jahren hatte der Anwalt Milan Hamerský, damals Vorsitzender der mittlerweile aufgelösten Liberalen Reformpartei, versucht, ein Gesetz zur Sterbehilfe durchzusetzen. Nun will er seinen Vorschlag erneut in die politische Diskussion einbringen. Mit der Unterstützung von Gesundheitsminister Svatopluk Němeček (ČSSD) wird er dabei kaum rechnen können. Němeček sagte am Wochenende im Tschechischen Fernsehen, er sei kein Befürworter von aktiver Sterbehilfe: „Ich glaube, dabei wird eine Grenze überschritten“, so der Minister. Er sei vielmehr der Ansicht, das tschechische Gesundheitswesen müsse in der Palliativmedizin aufholen. Hospize und ähnliche Einrichtungen, die schwer kranke Menschen kurz vor ihrem Tod betreuen, sollten Němeček zufolge besser unterstützt werden.
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