Multimedia mal anders

 

Ein neues Festival der besonderen Art bereichert ab diesem Jahr den Kulturkalender der Hauptstadt. Das „Spectaculare“-Festival richtet seinen Fokus auf innovative, genreübergreifende Kunst. Als Basis und Leitmotiv dient alternative Musik, meist elektronischer Natur. Je nach Darstellungsform dominiert sie als althergebrachter Disco-Beat oder als begleitendes Element in Theaterstücken, Tanzperformances und Installationen. Die spektakulären Verbindungen zwischen Musik und visuellen Elementen locken das Publikum zwischen dem 20. und 31. Januar in die Kulturzentren Palác Akropolis und DOX, in die Neue Bühne des Nationaltheaters, den Messepalast der Nationalgalerie sowie in das Kino Bio Oko.

Das Festival startet mit der belgischen Tanztruppe „Cie Mossoux-Bonté“ und dem tschechischen Musiktheater-Ensemble „Clarinet Factory“. Im sozialistischen Prestigebau der Neuen Bühne kommen die Zuschauer in den Genuss eines außergewöhnlichen Musicals. Die Mitglieder und Macher von „Cie Mossoux-Bonté” spielen mit der Thematik der menschlichen Entfremdung. Bizarre Kostüme, Masken und Bühnenausstattungen bilden den Rahmen für eigenwillige Choreografien. Hämmernder, industrialisierter oder auch nur verspielter Elektro verstärkt den Effekt der Verlorenheit in einer kargen Welt der Abstraktion.

Intellektuell etwas weniger anspruchsvoll, dafür umso bunter und musikalisch rasanter, gestaltet sich der Abend des 28. Januar im Kulturzentrum DOX. Der amerikanische Ambient-Produzent Brock van Wey wird mit seinem neuesten Projekt „BVDub“ die labyrinthartigen Räumlichkeiten des modernen Museums mit Leben füllen. Unterstützt wird er dabei von seinem Landsmann Rafael Anton Irisarri und dessen visuellen Effekten. Als Inspirationsquelle gibt Irisarri den tschechischen Surrealisten Jan Švankmajer an. Man darf sich also auf traumwandlerisch aberwitzige und abstrakte Bilder freuen und darin zu Techno und Ambient das Tanzbein schwingen.

Die multimedial verstärkte elektronische Musikkunst ist speziell in Deutschland eine erfolgreiche Kulturnische. Beim „Spectaculare“ wird unter anderem Volker Bertelmann seine Heimat vertreten, besser bekannt als Hauschka. Auch hier besteht ein inhaltlicher Bezug zu Tschechien: Bertelmann entlehnte seinen Künstlernamen dem böhmischen Komponisten Vincenc Houška (Vinzenz Hauschka). Doch Hauschka ist nicht nur für seine Musikstücke mit präparierten Klavieren bekannt, er hat sich mittlerweile auch einen Namen in Sachen Film- und Theatermusik gemacht. Hauschka wird zusammen mit dem Berliner Nils Frahm den Abschlussabend im Palác Akropolis eröffnen.

Tüftelei und Experiment
Das Programmkino Bio Oko in Holešovice stellt seine Leinwand an zwei Abenden (22. und 26. Januar) für Musik-Dokumentationen wie „Einstürzende Neubauten: ½ Mensch“ oder  „Time of the Earth“ zur Verfügung. Freunde härterer Klänge kommen dank der deutschen Band „Bohren & der Club of Gore“ im Messepalast auf ihre Kosten. Deren typisches Merkmal ist es, das Schlagzeug mit einem Besen zu spielen. Die überwiegend instrumentalen Stücke sind von minimalistischen Arrangements und meditativen, beinahe Drogentrip-ähnlichen Ausschweifungen geprägt.

Höhepunkt des Festivals stellt nach Angaben der Organisatoren das Konzert des britischen Soundtüftlers Jon Hopkins dar. Der 34-jährige Produzent, Remixer und DJ arbeitete schon mit internationalen Stars wie Coldplay und Brian Eno zusammen und tritt am 30. Januar im großen Konzertsaal des Palác Akropolis auf.

Beim Blick auf das Programm überzeugt das Festival mit seiner Vielseitigkeit, so sind unter anderem auch Workshops mit Rafael Anton Irissari oder dem Multimedia-Künstler Christopher Willits geplant. Man darf gespannt darauf sein, wie das neuartige Festival beim Prager Publikum ankommt. Doch sind die Hauptstädter dafür bekannt, gerade für Experimentelles sehr offen zu sein. Und die elektronische Musik gilt hierzulande sowieso als eines der beliebtesten Genres, zumindest beim jungen Partyvolk.  

Festival Spectaculare, 20. bis 31. Januar 2014, weitere Informationen zu Programm und Ticketverkauf auf den Internetseiten
www.spectaculare.cz und www.palacakropolis.cz