Museen mit Aussicht
Prag holt sich sechs seiner Türme zurück und schließt diese vorerst. Über früherem Vertrag hing Korruptionsverdacht
24. 1. 2013 - Text: Klaudia HanischText: kh/čtk; Foto: Czech Tourism
Die Prager Türme haben einen neuen Betreiber. Seit Sonntag ist das Museum der Hauptstadt Prag (MHMP) für die Verwaltung von insgesamt sieben Objekten zuständig, die zu den Hauptattraktionen der Goldenen Stadt gehören: der Altstädter Brückenturm, der Aussichtsturm Petřín samt Spiegellabyrinth, der Kleinseitner Brückenturm, der Pulverturm, der Glockenturm der barocken Kirche St. Nikolaus sowie der Wasserturm Novomlýnská am Ufer der Moldau.
Der Magistrat der Stadt Prag entzog der Sicherheits- und Dienstleistungsagentur Mark2 Corporation a.s. (früher ABL) die Zuständigkeit für den Betrieb der Türme. Das Unternehmen, das von Vít Bárta, dem ehemaligen Verkehrsminister und Fraktionsvorsitzenden der korruptionsumwitterten Partei „Věci veřejné“, und seinem Bruder gegründet wurde, betreute die Sehenswürdigkeiten seit 2009 und zahlte der Stadt jährlich 55 Millionen Kronen (rund 2,2 Millionen Euro).
Strittige Verträge
In einer Presseeklärung bedauert die Agentur die Entscheidung des Magistrats. Mark2 macht darin auf einen Anstieg von 30 Prozent bei den Besucherzahlen aufmerksam und verweist auf Investitionen in Restaurierungsarbeiten am Altstädter Brückenturm und am Turm der prachtvollen St.-Nikolaus-Kirche auf der Kleinseite.
Zu den Gründen für die Entscheidung des Magistrats ist nichts Genaueres bekannt. Eine Pressekonferenz ist erst für Mitte Februar angekündigt. Allerdings kamen in der Vergangenheit immer wieder kritische Stimmen auf, die auf fehlende Transparenz bei der Auftragsvergabe an ABL hingewiesen haben. Die Stadtregierung drängte seit 2012 darauf, den Vertrag rückgängig zu machen. Ob der Betreiberwechsel dauerhafte Änderungen für Besucher zur Folge haben wird, ist ebenfalls unklar. Zunächst ist aufgrund einer Inventaraufnahme jedoch eine vorübergehende Schließung für die Öffentlichkeit angekündigt. Die einzelnen Objekte sollen jedoch nach und nach wieder für Touristen zugänglich gemacht werden, die meisten davon im Februar, der Altstädter Brückenturm bereits am 29. Januar. Das Museum plant, Exponate aus der eigenen Sammlung in den Türmen auszustellen, so Museumsdirektorin Zuzana Strnadová.
Auf unbestimmte Zeit verschoben
Neue Formen des Unterrichts