Musik aus dem Setzkasten

Musik aus dem Setzkasten

Die österreichische Jazz-Band „Phanda“ spielt in zwei Wochen auf dem Festival „United Islands“. Ein Gespräch mit Gitarrist Darius Edlinger

3. 6. 2015 - Text: PZText: PZ, Foto: Christoph Welkovits

Auch wenn der kalendarische Sommer noch nicht begonnen hat, der meteorologische grüßt mit warmen Temperaturen. Und mit ihm tritt auch die Prager Festival-Zeit in ihre Hochphase. Fester Bestandteil im Open-Air-Programm der Hauptstadt bildet seit über einem Jahrzehnt das Festival „United Islands“. Zum zwölften Mal präsentieren die Organisatoren überwiegend Nachwuchsbands aus der ganzen Welt, die das Publikum zwischen 18. und 20. Juni unter anderem auf die Schützeninsel (Střelecký ostrov) und in den Kampa-Park locken. Mit dabei ist auch die österreichische Jazz-Gruppe „Phanda“, die die Fahne deutschsprachiger Interpreten beim Festival ganz alleine hochhält.

Philipp Nykrin (Keyboard), Andreas Lettner (Schlagzeug), Darius Edlinger (Gitarre) und Philipp Eder (Bass) werden in der tschechischen Hauptstadt gemeinsam als Band „Phanda“ auf ihrer bisher großten Bühne stehen und dabei ihren experimentellen Sound präsentieren, mit dem sie Jazz modern und genreübergreifend interpretieren, um ihn auch für das junge Klub-Publikum interessant zu machen. PZ-Mitarbeiterin Sophie Kohoutek sprach mit Gitarrist Edlinger über den bevorstehenden Auftritt in Prag, das Vermengen von Stilrichtungen und die Kunst der Improvisation.

Ihr seid eine sehr junge Band, die sich in Wiens Live-Musik-Szene aber bereits einen Namen gemacht hat. Bedeutet euer Trip nach Prag den ersten Konzertauftritt außerhalb Österreichs?

Nein, das nicht. Aber es ist der erste in dieser Größenordnung.

Eines Eurer Mottos lautet, den Jazz „klubtauglich“ zu machen. Was genau meint Ihr damit?

Es geht uns nicht wirklich darum, Jazzmusik tatsächlich auf die Play-Listen von Klub-DJs zu bringen. Vielmehr ist es uns ein Anliegen, die Genres, die wir selbst gerne hören sowie unsere verschiedenen musikalischen Backgrounds zu vereinen. Live wollen wir dann improvisierte Beats spielen, die meist auch tanzbar sein sollen. Gleichzeitig hegen wir aber auch einen gewissen qualitativen Anspruch an unsere ganz eigene Form des Jazz. In Wien kam das Konzept sehr gut an. Kürzlich haben wir das dritte Jubiläum unserer eigenen Event- und Konzertreihe „nebenzimmer sessions“ gefeiert. Wir wollen zeigen, dass Live-Musik, wenn sie mit dem richtigen Ansatz gespielt wird, auch für das Programm in angesagten Klubs sehr bereichernd sein kann.

Wie würdet Ihr Eure Musik definieren?

Wir sind derzeit auf reine Improvisation ausgelegt. Das bedeutet, dass wir unsere Musik bei jedem Auftritt vollkommen aus dem Stegreif und jedes Mal aufs Neue live interpretieren. Das funktioniert natürlich nur dann wirklich gut, wenn alle dieselbe musikalische Sprache sprechen und sich ausreichend im Zusammenspiel artikulieren können. Es bedarf schon einer genauen Vorstellung davon, welchen Sound wir machen wollen. Unsere persönlichen musikalischen Wurzeln erstrecken sich von Jazz über Hip Hop bis hin zu Electro und Funk. Wir sind auch sehr Synthesizer-verliebt, verwenden ab und zu vorgefertigte Samples und versuchen, während des Auftritts Strukturen zu finden, die in einen modernen Kontext passen. Dies alles bildet dann die Basis für die Entwicklung von Themen und Formen. Das ist ein wenig wie Setzkasten-Spielen.

Ist ein Debüt-Album geplant?

Die Band Phanda ist eine Formation der „nebenzimmer sessions“, der Basis unseres Konzepts, mit der wir unter anderem Auftritte in Klubs organisieren und die uns auch Besetzungskonstellationen mit Gastmusikern erlaubt. Auf SoundCloud und anderen Internetplattformen kann man sich Live-Mitschnitte von uns herunterladen. Derzeit ist kein Album geplant. Ausschließen will ich es in Zukunft aber nicht.

Mehr Informationen zum Festival unter www.unitedislands.cz

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