Musikgeschichte und Weltpolitik
Das Museum Kampa zeigt Bilder des Karikaturisten Gerald Scarfe
31. 7. 2013 - Text: Christian Müller-BreitenkampText: Christian Müller-Breitenkamp; Bild: Gerald Scarfe
„We don’t need no education, we don’t need no thought control…“ („Wir brauchen keine Erziehung, wir brauchen keine Kontrolle der Gedanken…“) – so beginnt der Refrain des bekannten Stücks „Another Brick in the Wall“ der britischen Rockband „Pink Floyd“. Auf dem dazugehörigen Konzeptalbum „The Wall“ erzählen die vier Engländer die Geschichte des jungen Pink, der infolge vieler Schicksalsschläge eine imaginäre Mauer um sich errichtet. Daraus entwickelt sich ein Wahn, an dessen Ende Pink die Welt als totalitärer Herrscher gegen Minderheiten aufhetzt, ehe er doch noch von seinen seelischen Qualen erlöst wird.
So berühmt das Werk für seine Musik ist, so bekannt ist es auch für seine visuelle Ausgestaltung. Der Künstler, dessen kreative Einfälle „The Wall“ zu einem Hingucker im Regal machen, heißt Gerald Scarfe. Der Brite arbeitete für Pink Floyd auch an der Umsetzung des Films und des Theaterstücks mit dem gleichen Namen. Sein Werk umfasst zudem eine Vielzahl politischer Cartoons und Zeichnungen sowie Opern- und Theaterkostüme. Die Arbeiten Scarfes wurden bereits weltweit ausgestellt, unter anderem in New York, Osaka, Sydney und London.
Im Museum Kampa sind vor allem Bilder zu bestaunen, die Themen und Figuren aus dem Pink-Floyd-Album aufgreifen sowie Illustrationen für die Neuauflage der „The Wall“-Tour von Sänger und Mastermind Roger Waters aus dem Jahr 2011. Die auf den Zeichnungen dargestellten Protagonisten sind meist Pink, seine überfürsorgliche Mutter und sein sadistischer Lehrer.
Brutale Lehrmethoden
Bemerkenswert an den Darstellungen ist, dass sie beim Besucher ein beklemmendes Gefühl zu erzeugen vermögen. Ein Beispiel dafür ist das Bild „Mother“. Das bösartige Gesicht von Pinks Mutter ist übergroß, ihre Arme umschließen den winzigen, auf dem Boden liegenden Jungen kreisrund in Form einer hohen Mauer. Das Motiv der vom Albumcover bekannten, geklinkerten Mauer spielt eine zentrale Rolle und zieht sich als roter Faden durch die Ausstellung. Ebenfalls imposant ist das Bild „The Teacher and the Mincer“, auf dem die Schule in Form eines Fleischwolfes dargestellt ist. Bedrückend ist hier vor allem die Brutalität des Lehrers, der die Schüler erbarmungslos durch die Maschine drückt, an deren Ende sie alle als gleich- und stromlinienförmiges Produkt wieder herauskommen. Die im Refrain von „Another Brick in the Wall“ formulierte Kritik an der damaligen Gesellschaft und das Aufbegehren gegen veraltete, starre Institutionen wird hier bildlich greifbar.
In scharfem Gegensatz dazu stehen einige Karikaturen, die auf Scarfes langjährige Tätigkeit als politischer Cartoonist bei der „London Sunday Times“ verweisen. Sie bestechen durch ihren feinsinnigen Humor. So zum Beispiel, wenn in „Obama flies into something hard“ ein benommener Barack Obama in zerrissenem Superman-Kostüm auf dem Boden sitzt, nachdem er mit der Realität kollidiert ist, die raumgreifend mitten im Bild steht.
Scarfes Schaffen enthält ausdrucksstarke und düstere Werke, die man nicht versäumen sollte, solange sie in Prag zu sehen sind.
Gerald Scarfe – Pink Floyd in Prague. Museum Kampa (U Sovových mlýnů 2, Prag 1), geöffnet: täglich 10–18 Uhr, Eintritt:120 CZK (ermäßigt 60 CZK), bis 13. Oktober
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