Nachbarschaftliche Duelle
Im Europapokal trifft Pilsen auf Bayern München, Liberec spielt gegen Freiburg
4. 9. 2013 - Text: Marcus HundtText: mh; Foto: David Flores
Nach sechs Siegen in Folge gegen die Fußballmeister aus Bosnien-Herzegowina, Estland und Slowenien hat Viktoria Pilsen das große Los gezogen. Zumindest meint das Pilsens Verteidiger Radim Řezník, der als großer Fan des FC Bayern München gilt. Der deutsche Triple-Gewinner, der sich am vorigen Freitag in Prag auch den Super Cup gegen Chelsea London holte, ist einer der drei Gegner des tschechischen Meisters in der Champions-League-Gruppe D. Bevor es jedoch am 23. Oktober und 5. November zum deutsch-tschechischen Duell kommt, warten auf Pilsen die von den Milliardären Roman Abramowitsch und Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan mitfinanzierten Vereine ZSKA Moskau und Manchester City.
Sein erstes Spiel bestreitet das Team von Trainer Pavel Vrba gegen Englands Vizemeister vor heimischem Publikum am 17. September. Dass die mit lediglich 4 Millionen Euro in die Saison gestarteten Pilsener „krasser Außenseiter“ in dieser Champions-League-Gruppe sind, weiß der Trainer genauso wie seine Spieler. „Für uns ist das wiederum aber auch eine große Motivation. Wir werden kämpfen bis zum Umfallen“, verspricht Stanislav Tecl, der in der vorigen Woche mit seinem Tor beim NK Maribor die zweite Champions-League-Teilnahme seines Vereins nach 2011 perfekt machte. Jan Kovařík, der sich besonders auf die sportliche Begegnung mit seinem großen Idol Arjen Robben vom FC Bayern München freut, rechnet vor, dass in den sechs Gruppenspielen 18 Punkte zu vergeben sind. „Wenn wir davon am Ende die Hälfte erreichen, wäre das großartig“, so Kovařík.
Das wünscht sich auch Trainer Vrba, der sogar bereits mit fünf Punkten zufrieden wäre. Er weiß, die Gruppe ist weitaus schwieriger als in der Champions-League-Saison 2011/2012. Vor zwei Jahren wurde Pilsen Tabellendritter vor BATE Borissow aus Weißrussland. Die Auslosung in Monaco bescherte den Tschechen dieses Mal keinen Gegner auf Augenhöhe. „Wir werden uns über jeden gewonnenen Punkt freuen“, sagte Vrba, der mit seinem Team in den kommenden Wochen Neuland betritt. In einem europäischen Pokalwettbewerb habe Pilsen noch nie gegen eine englische oder russische Mannschaft gespielt. „Das werden sicher interessante Erfahrungen“, so Vrba.
Gegen den deutschen Rekordmeister FC Bayern München spielten die Westböhmen auf internationaler Ebene das erste und gleichzeitig letzte Mal vor 42 Jahren. Im September 1971 kassierten sie in der ersten Runde des Europapokals der Pokalsieger zwei Niederlagen. Gegen die von Udo Lattek trainierten Bayern mit Beckenbauer, Breitner und Müller verloren sie das Heimspiel mit 0:1, das Rückspiel in München gar mit 1:6.
Nicht ohne Chance
In der Europa League ist mit Slovan Liberec ebenfalls ein tschechischer Verein vertreten. Die Nordböhmen setzten sich in der letzten Qualifikationsrunde nach zwei Siegen gegen den FC Zürich auch gegen die favorisierten Italiener von Udinese Calcio durch. Pokalsieger Baumit Jablonec verpasste die Teilnahme an der Europa League durch zwei klare Niederlagen gegen Betis Sevilla.
In Gruppe H kommt es zu einem weiteren deutsch-tschechischen Duell im europäischen Wettbewerb. Denn neben GD Estoril Praia und dem FC Sevilla ist Liberec der SC Freiburg zugelost worden. „Wir fahren nach Spanien, Portugal und Deutschland – für unsere jungen Spieler ist das eine unbezahlbare Erfahrung. Auch wenn es eine schwierige Gruppe ist, denke ich, dass wir nicht chancenlos sind. Wenn wir ähnlich stark wie in den zwei Spielen gegen Udine auftreten, werden wir sicher weiterkommen“, meinte Sportdirektor Jan Nezmar.
Slovan-Trainer Jaroslav Šilhavý freut sich vor allem auf den Bundesligisten. „Vladimír Darida ist vor kurzem von Pilsen nach Freiburg gewechselt. Und mit Václav Pilař und Pavel Krmaš spielen dort zwei weitere Tschechen. Für unsere Fans ist das Spiel daher ziemlich interessant“, sagte Šilhavý. Sein Berufskollege aus Freiburg Christian Streich reagierte auf den Gruppengegner aus Liberec mit den lapidaren Worten: „Ein super Los, denn ich war noch nie in Tschechien. Und die Anreise wird auch nicht so anstrengend.“
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