Nachfrage nach E-Books steigt rasant

Branchenüberblick: Verlage machen weiterhin gute Geschäfte – Großinvestition in Druckereien

11. 12. 2013 - Text: Friedrich GoedekingText: Gerit Schulze; Foto: APZ

Der tschechische Büchermarkt bleibt ein Wachstumssegment. Die Umsätze der Verleger steigen. Eine immer wichtigere Rolle spielen Übersetzungen ausländischer Romane, wobei deutsche Autoren Marktanteile verlieren. Besonders schnell legen die Verkäufe elektronischer Bücher zu. Als Standort für den Buchdruck bleibt Tschechien ebenfalls interessant und zieht Investitionen an. Für Bremsspuren sorgt die hohe Mehrwertsteuer auf Druckerzeugnisse, die 2013 erneut angehoben wurde.

Mit Büchern lässt sich in Tschechien immer noch gutes Geld verdienen. Fast 30 Millionen Exemplare werden jährlich gedruckt. Laut Schätzungen des Verbands der Buchhändler und Verleger SČKN verfügte der Markt 2012 über ein Volumen von 8,2 Milliarden Kronen. Dabei handelt es sich um die Endverkaufspreise in den Buchhandlungen und Internetshops. Das Plus von 17 Prozent gegenüber 2011 ergab sich allerdings in erster Linie durch die höhere Mehrwertsteuer für Bücher. Sie war 2012 von 10 auf 14 Prozent und 2013 noch einmal auf 15 Prozent angehoben worden. Neben Dänemark und Bulgarien hat Tschechien damit innerhalb der EU die höchste Umsatzsteuer auf Druckerzeugnisse.

Dennoch, schätzt der Verband SČKN, erzielen die Verlage mit der Buchproduktion einen Bruttogewinn von durchschnittlich 4 Prozent. Der durchschnittliche Verkaufspreis eines Buches liegt bei rund 230 bis 240 Kronen. Davon entfallen etwa 30 Prozent auf die Druckkosten, auf Autorenhonorare 7 Prozent. Anders als im deutschsprachigen Raum unterliegen Bücher keiner festen Preisbindung. Aktionen und Rabatte sind an der Tagesordnung. Die Preisunterschiede zwischen einzelnen Buchhandlungen können ein Drittel und mehr betragen.

Bücher deutschsprachiger Autoren büßen ein
Wichtigste Buchsaison ist der Herbst. Zwischen Oktober und Dezember verkaufen die böhmischen und mährischen Verlage etwa 70 Prozent ihrer Jahresauflage. Bücher gehören neben Spielzeug und Elektronik zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken im Land.
Die Vielfalt auf dem hiesigen Büchermarkt hat in den vergangenen Jahren etwas abgenommen. Nach Angaben der Nationalbibliothek wurden 2008 noch 18.520 neue Titel verlegt. Im Jahr 2012 waren es nur noch 17.247 Werke. Laut Branchenkennern soll die durchschnittliche Auflage 1.500 Exemplare betragen. Die Zahl der Bücher mit Softcover (Taschenbücher) liegt um ein Drittel über den Büchern mit festem Einband.

Bei einem Drittel aller Neuveröffentlichungen handelt es sich um Übersetzungen ausländischer Werke. Deutschsprachige Autoren verlieren dabei leicht Marktanteile. Sie lagen mit 17 Prozent aller übersetzten Bücher 2012 zwar immer noch auf dem zweiten Platz. Englischsprachige Schriftsteller konnten ihren Anteil jedoch um fünf Prozentpunkte auf 55 Prozent ausbauen, wie Statistiken der Nationalbibliothek zeigen.

Viele kleine Unternehmen
Die Zahl der Verlage, die 2012 mindestens eine Publikation ediert haben, gibt SČKN mit 2.663 an. Immerhin 26 Medien­unternehmen brachten mehr als 100 Titel heraus. Von diesen sitzen 18 in Prag. Zweitwichtigster Verlagsstandort ist die mährische Großstadt Brünn. Die meisten Titel veröffentlichten Albatros Media (753), Euromedia Group (481) und Grada Publishing (405). Die Konzentration in der Branche ist geringer als in anderen europäischen Ländern. Noch gibt es erstaunlich viele kleine Unternehmen, die regelmäßig Bücher publizieren. Eine wichtige Rolle im Verlagsgeschäft spielen auch die Hochschulen und Universitäten.

Viele Verlage sind gleichzeitig im Buchgroßhandel aktiv und beliefern die Buchhandlungen direkt. Dazu gehört vor allem die Euromedia Group. Auch Albatros Media liefert zum Teil selbst aus.

Der Einzelhandel erfolgt über 600 Buchhandlungen, von denen knapp 200 zu einer Kette gehören. Außerdem sind Hypermärkte wie Tesco, Globus oder Kaufland wichtige Vertriebskanäle. Die größte Anzahl an Verkaufsstellen hatten im September 2013 die Ketten Kanzelsberger (48), Levné knihy (37) und Knihy Dobrovský (21). Die Euromedia Group hat ihre Einzelhandelskette bux.cz an Neoluxor verkauft, wodurch ein neuer großer Player im tschechischen Buchhandel mit 24 Filialen entstanden ist.

Der Internetbuchhandel wird dominiert von Kosmas.cz. Dahinter folgen bux.cz, Neoluxor.cz und Knihcentrum.cz. Der Verband SČKN schätzt, dass auf das Internetgeschäft etwa 15 Prozent der Buchverkäufe entfallen.

Display statt Papier
Einen rasanten Anstieg verzeichnet der Absatz von elektronischen Büchern, sogenannten E-Books. Noch 2011 wurden erst 17.000 Exemplare in Tschechien verkauft, ein Jahr später bereits 200.000. Das entsprach 0,4 Prozent der Gesamtumsätze mit Büchern. Für 2013 erwartet SČKN mehr als eine Verdoppelung auf 500.000 Stück. Die Anzahl der verfügbaren Titel soll 2013 um zwei Drittel auf 6.500 steigen. Zu den beliebtesten Genres bei E-Books gehören Krimis mit 28 Prozent sowie Fantasy, Thriller, Science-Fiction und Romanzen mit jeweils 8 Prozent.

Die traditionsreichen Verlage reagieren zunehmend auf den Trend. So hat Albatros Media – bei gedruckten Büchern einer der umsatzstärksten Verlage – im Frühjahr 2013 eReading.cz übernommen. Das Portal soll über das größte Angebot an E-Books verfügen. Der Prager Verlag Grada plant eine Kooperation mit Google, um elektronische Bücher über dessen Verkaufsplattform „Play Books“ zu vertreiben.

(Quelle: Germany Trade & Invest)