Neu im Kino: „Her“
Joaquín Phoenix verliebt sich in Spike Jonzes neuem Film in eine künstliche Intelligenz
2. 4. 2014 - Text: Annika NielsenText: an; Foto: Ascote Elite
Samantha nennt sie sich, die Stimme des neuen Computer-Betriebssystems, das sich der introvertierte Theodore Twombly (Joaquín Phoenix) zulegt. Samantha ist eine künstliche Intelligenz. Sie entwickelt nach ihrer Installation eine Persönlichkeit und lernt beständig dazu, genau wie ein Mensch. Nach kurzer Zeit wird Samantha zu seiner Vertrauten. Sie schafft es als Einzige, dem unter seiner bevorstehenden Scheidung leidenden Twombly neue Lebensfreude zu geben. Die Folge dieser intensiven Beziehung: Mensch und Maschine verlieben sich ineinander. Beide sind nun mit der Frage konfrontiert, inwieweit eine Liebe, der es an körperlicher Nähe fehlt, überleben kann. Nicht nur der Protagonist, sondern auch tausende weitere Frischverliebte stehen vor dieser Problematik. Eine Partnerschaft mit dem Betriebssystem wird zur neuen Beziehungsform, die die Gesellschaft zunehmend als legitim und vor allem als real bewertet.
Der US-amerikanische Regisseur Spike Jonze inszeniert eine Vision der Liebe in einer nahen Zukunft, die auf den ersten Blick zwar ungewöhnlich, jedoch keineswegs unrealistisch erscheint. Mit „Her“ leistet er einen moralisch nicht wertenden Beitrag zur Debatte um die zwischenmenschliche Kommunikation im Computer-Zeitalter. Der Film lebt von den Dialogen, die sich vor allem um die Liebe und das Leben drehen, ohne dabei in Klischees abzudriften. Neben Joaquín Phoenix überzeugt auch Scarlett Johansson, obwohl sie Samantha lediglich ihre betörende Stimme leiht und kein einziges Mal zu sehen ist.
Jonze beweist, dass ein Science-Fiction-Film auch Ruhe ausstrahlen kann und sich nicht auf Action-Szenen verlassen muss, um zu funktionieren. Zu Recht erhielt er dafür bei den diesjährigen Academy Awards einen Oscar für das beste Originaldrehbuch.
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