Neue Wege
In Holešovice entsteht das größte buddhistische Zentrum des Landes
17. 1. 2013 - Text: Martin NejezchlebaText: mn/čtk; Foto: fra-NCIS
Meditative Ruhe herrscht im Innenhof an der Straße „Na maninách“ schon seit Jahren. Wo früher an Elektrogeräten gelötet wurde, soll nun für die Prager der „Diamantweg“ zur „reinen Sicht“ beginnen. Im früheren Industrieviertel Holešovice entsteht bis Ende des Jahres das größte buddhistische Zentrum Tschechiens. „Die Tore des Zentrums werden allen offen stehen, die Interesse an buddhistischen Methoden haben“, sagt Meditationslehrer Jan Matuška. Bald könne jeder auf dem stillgelegten Fabrikgelände erfahren wie man mit dem eigenen Geist arbeite.
Das Buddhismus-Zentrum „Gompa Praha“ wird unter anderem einen Meditationssaal für 250 Menschen und einen Ausstellungsraum umfassen. Auf insgesamt 2.000 Quadratmetern sollen Kurse und Diskussionen zum Thema Buddhismus stattfinden.
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Im Moment haben die weitläufigen Hallen eher den Charme eines schimmeligen Großraumbüros. Damit sich die insgesamt 2.000 tschechischen Angehörigen der buddhistischen Glaubensrichtung hier der Meditation auf den 16. Karmapa, dem ersten Diamantweg-Lehrer, hingeben können, muss noch intensiv restauriert werden.
Meditation auf Tschechisch
Der Diamantweg-Buddhismus richtet sich vor allem an Menschen im westlichen Kulturkreis. Er soll mit dem europäischen Alltag kompatibel sein. Die Meditationen in Prag etwa werden vor allem von tschechischen Lehrern geleitet.
Zentren wie jenes, das bis Ende des Jahres in Holešovice entstehen soll, gibt es in einer Reihe europäischer Großstädte. „Das Zentrum in Budapest etwa, dessen Räumlichkeiten bislang die größten in Europa sind, besuchen wöchentlich etwa 300 Menschen“, erklärt Buddhismus-Lehrer Matuška.
Gemäß der westlichen Orientierung der Glaubensrichtung soll auch in Holešovice kein exotischer Tempel entstehen. Vielmehr möchte man den industriellen Charakter des Gebäudes beibehalten. Der Kaufpreis für das Areal, so Matuška, habe 28 Millionen Kronen (rund 1,1 Millionen Euro) betragen. „Den Großteil des Betrags haben über mehr als zehn Jahre Buddhisten aus Tschechien und dem Ausland gespendet. Ein Teil stammt aus einem Darlehen, das wir abbezahlen müssen“, so Matuška.
Der Diamantweg-Buddhismus gehört zu den in Tschechien verbreitetsten Formen der vielfältigen Religionsgemeinschaft und ist seit 2007 beim Innenministerium registriert. Ein Großteil der offiziell rund 60.000 vietnamesischen Einwanderer in Tschechien gehört auch dem buddhistischen Glauben an. Ihre Tempel stehen beispielsweise im nordböhmischen Varnsdorf oder auf dem Großmarkt SAPA im Süden Prags.
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