Neuer Geldgeber für den Fußball

Neuer Geldgeber für den Fußball

Mit Hilfe des Wettanbieters Fortuna sollen Vereine und Nationalteams den internationalen Anschluss halten

27. 10. 2016 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: APZ

Während sich der tschechische Fußball sportlich in einer kleinen Krise befindet, holen Verband und Liga einen neuen Generalsponsor an Bord. Das Wettbüro Fortuna wird ab sofort den gesamten tschechischen Fußball unterstützen, von der zweithöchsten Spielklasse bis zu den Amateurligen, vom Pokal­wettbewerb bis zur Nationalmannschaft. Der entsprechende Vertrag wurde am Dienstag vergangener Woche in Prag unterzeichnet. Einzig für die erste Liga gilt eine Ausnahme. Da diese bis zur Saison 2017/18 noch an den aktuellen Titelsponsor ePojisteni.cz gebunden ist, wird die Liga erst in zwei Jahren den Namen „Fortuna“ tragen. „Ich wage zu behaupten, dass dies der größte Sponsoringvertrag in der Geschichte des modernen tschechischen Profisports ist“, sagte Liga-Chef Dušan Svoboda gegenüber tschechischen Medien.

Höhere Einnahmen
Fortuna unterstützt  den tschechischen Fußball schon seit mehreren Jahren. Das Unternehmen stand bereits Klubs wie Sparta Prag, Viktoria Pilsen und Baník Ostrava als Partner zur Seite. Der neue Vertrag stößt allerdings in ungeahnte Dimensionen vor. „Wir wollen dazu beitragen, das Niveau des hiesigen Fußballs zu erhöhen, damit Klubs und Natio­nalteams auf internationalem Parkett bestehen können“, erklärte Firmenchef David Vaněk. Dafür sollen mehrere hundert Millionen Kronen sorgen. Über die genau Summe und die detaillierte Verteilung vereinbarten die Partner Stillschweigen. Der Vertrag läuft über sechs Jahre und ist „eine historisch beispiellose private Investition. Wir können uns nicht nur auf die Zuschüsse von Gemeinden, Kreisen und dem Staat verlassen, um die Qualität unseres Fußballs zu verbessern“, ergänzte Verbandspräsident Miro­slav Pelta.

Liga (LFA) und Verband (FAČR) haben sich erst in diesem Jahr getrennt. Einnahmen beziehen beide aus öffentlichen, privaten und internationalen Quellen. So erhält der FAČR zum Beispiel Prämien des Kontinental­verbandes UEFA für die Teilnahme der Nationalteams an Europameisterschaften. Klubs bekommen von der gleichen Institution Gelder für Spiele im Europapokal. Fernseheinnahmen erhalten Verband und Liga vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen oder je nach Übertragung von Pay-TV-Sendern.

Die Einnahmen der Liga sind relativ niedrig. Sie übersteigen nicht einmal die Zehn-Millionen-Euro-Marke. Zum Vergleich: Die englische Premier League erhält für die Übertragung ihrer Spiele 2,4 Milliarden Euro im Jahr, die deutsche Bundesliga immerhin über 500 Millionen.

Neben den überschaubaren Fernsehgeldern zahlte der langjährige Titelsponsor Gambrinus der Liga rund 40 bis 50 Millionen Kronen jährlich (1,5 bis 1,85 Millionen Euro bis 2014). Danach gab der Sponsor Synot zwei Jahre lang geschätzte 60 Millionen Kronen (2,2 Millionen Euro). Ungefähr denselben Betrag überweist zur Zeit wohl auch die Versicherungsgesellschaft ­ePojisteni.cz. Mit dem neuen Vertrag wird die Liga ab 2018 Experten zufolge deutlich mehr erhalten.

Schnelle Wechsel
„Fußball ist unser wichtigster ­Geschäftszweig“, so Fortuna-Chef Vaněk. Deshalb wolle das Unternehmen den Sport „ganzheitlich fördern“. Der Nachwuchs und der Breitensport sollen ebenso profitieren, denn aus diesem nährt sich die höchste Klasse. Und Wetten auf Spiele der ersten Liga sind nach der englischen Premier League die wichtigsten auf dem tschechischen Markt.

Derzeit geben die Vereine der höchsten Liga ihre besten Spieler relativ schnell an finanzstarke ausländische Klubs ab. Das wirkt sich auf die Wettbewerbsfähigkeit aus. Zuletzt schafften es Topvereine wie Sparta Prag und Viktoria Pilsen nicht mehr in die lukrative Champions League, wo Klubs pro Teilnahme mit Einnahmen von bis zu 22 Millionen Euro rechnen können (rund 600 Millionen Kronen). Das ist deutlich mehr Geld als etwa Sparta Prag im Jahr ausgibt (geschätzte 400 Millionen Kronen).

Angesichts solcher Zahlenspiele verkümmern die tschechischen Sponsorenbeiträge zu kleinen Brosamen. Dennoch bedeutet der neue Vertrag mit Fortuna einen Quantensprung für den hiesigen Fußball. Die finanziellen Möglichkeiten sollten sich auf allen Ebenen positiv auswirken. Und vielleicht bleibt das eine oder andere Talent künftig länger bei seinem Stammklub, damit sich wieder einmal ein tschechischer Verein in der Champions League messen kann.