Neustart mit Konfliktpotential
Mit fast einem Jahr Verspätung feiert die Galerie Mánes ihre Wiedereröffnung
4. 6. 2014 - Text: PZText: red; Foto: Franziska Benkel
Nach zwei Jahren Sanierungsarbeit hat die am Moldau-Ufer nahe des Nationaltheaters gelegene Galerie Mánes wieder Teile ihrer Ausstellungsräume für das Publikum geöffnet. In den frisch renovierten Sälen können Kunstinteressierte seit Mittwoch vergangener Woche Bilder des tschechisch-deutschen Karikaturisten Ivan Steiger sehen. Das Restaurant im Untergeschoss des Gebäudes wartet noch auf die amtliche Abnahme, es soll im Sommer seinen Betrieb aufnehmen. Seit Beginn der Umbauarbeiten begleiten auch kritische Stimmen die kulturpolitische Ausrichtung des Hauses.
Der Initiative der Künstlervereinigung Mánes (Spolek výtvarných umělců Mánes) – benannt nach dem böhmischen Maler und Vertreter der Romantik Josef Mánes – war es zu verdanken, dass dieses einzigartige Bauwerk Ende der zwanziger Jahre entstand. Seither gehört es zu den bedeutendsten Beispielen des Prager Funktionalismus. Mitglieder des avantgardistischen Künstlerkollektivs waren unter anderem Josef Čapek, Mikoláš Aleš oder Emil Filla.
Ihre Bilder wurden in der neuen Galerie neben den Werken Pablo Picassos oder Salvador Dalís ausgestellt. Damit spielte das Museum eine tragende Rolle in der Entwicklung des tschechischen Kubismus im Speziellen und der bildenden Kunst des Landes im Allgemeinen.
Václav Havel bezeichnete die Institution als eines seiner Lieblingsgebäude in Prag. Das minimalistische weiße Haus mit seinen großen quadratischen Fensterfronten steht in radikalem Kontrast zum benachbarten Wasserturm aus dem 15. Jahrhundert.
Heute gehört die Galerie der Stiftung für tschechische bildende Kunst (Nadace českého výtvarného umění). Unklare Eigentumsverhältnisse und umstrittene Entscheidungen der Stiftung hatten in der Vergangenheit wiederholt für Negativschlagzeilen gesorgt. Gegen die Bestimmungen des Stiftungsrats protestierten vor allem zahlreiche prominente Künstler. Sie befürchteten einen Ausverkauf der Kunst und kritisierten den mangelhaften Umgang mit den Stiftungsgeldern.
Im April letzten Jahres besetzten junge Kunstschaffende unter dem Motto „Mánes den Künstlern“ kurzfristig das Gebäude und veranstalteten Kunsthappenings, Diskussionen, Konzerte und Lesungen. Die Bauarbeiten waren zuvor wegen finanzieller Engpässe ausgesetzt worden. Damals beklagten die Besetzer, die Stiftung handele wie eine Immobilienfirma, die aus dem Gebäude lediglich Profit schlagen möchte. Die fehlenden Gelder blieben ständiger Begleiter des Sanierungsvorhabens, das ursprünglich schon im Herbst 2013 hätte abgeschlossen sein sollen.
Aus dem geplanten Baujahr wurden zwei. Die Renovierung sollte zu einem Drittel durch Stiftungskapital und zu zwei Dritteln mithilfe kommerzieller Vermietungen finanziert werden.
Von Seiten der Künstler waren kurz vor der Wiedereröffnung erneut kritische Stimmen zu vernehmen. Zankapfel bleibt der vermeintliche Primat der kommerziellen Vermietung und Nutzung, ohne die sich Kunst laut dem Verwaltungsrat wiederum nicht finanzieren lasse. Petr Siegl, der abtretende Vorsitzende des Stiftungsrats, bekräftigte vor der Eröffnung, im Sinne der Kunstschaffenden arbeiten zu wollen. Dennoch könne man auf die Unterstützung von Sponsoren nicht verzichten.
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