Nichts für Prüde
Die Galerie im Tanzenden Haus zeigt erotische Bilder von Kája Saudek
8. 7. 2015 - Text: Sophie Kohoutek
Kája Saudek war eine Ikone des tschechischen Comics. Mit seinen schrillen und übertriebenen Bildfantasien bewegte er sich mitunter an der Grenze zum Kitsch. Gern provozierte er mit erotischen und pornografischen Motiven, die einen großen Teil seines künstlerischen Schaffens ausmachen. Der Zwillingsbruder des bekannten Fotografen Jan Saudek starb Ende Juni im Alter von 80 Jahren, nachdem er neun Jahre lang im Koma gelegen hatte. Anlässlich seines runden Geburtstags, den er im Mai beging, stellt die Galerie „Art Salon S“ im Tanzenden Haus unter dem Titel „18+“ auf drei Etagen etwa 200 Werke Saudeks rund um das Thema Erotik aus. Ein Großteil der Zeichnungen ist zum ersten Mal überhaupt öffentlich zu sehen.
Im Erdgeschoss erwarten die Besucher eher harmlose Motive. An einer großen Wand hängen 27 Ausschnitte aus Saudeks berühmten Comic „Muriel und die Engel“ („Muriel a andělé“) aus dem Jahr 1969 und der erst 2009 erschienenen Fortsetzung „Muriel und der orange Tod“ („Muriel a oranžová smrt“). Als Vorbilder für seine leicht bekleideten Protagonisten dienten Saudek seine damalige Freundin Olga Schobertová, das erste tschechoslowakische Playmate, und sein Bruder Jan. Außerdem sind Zeichnungen nackter Frauen zu sehen, die Saudek teilweise zu monsterhaften Wesen verfremdete. Mit seinem Hang zur Erotik beweist der Künstler auch Humor. So hat er auch ein neues tschechisches Staatswappen entworfen: Eine Frau mit Katzengesicht, Löwenmähne und riesiger Oberweite posiert mit einem gespaltenen Schwanz in High Heels und Bikini.
Frech und düster
Vor dem Abstieg in das Untergeschoss warnt eine Sprechblase mit der Aufschrift „18+“. Dort werden die sexuellen Fantasien des Künstlers deutlich; sie verraten teilweise unschöne Perversionen. Dargestellt sind hauptsächlich Männer und Frauen während des Geschlechtsakts oder Frauen beim Oralverkehr. Sehenswert ist ein kurzer Amateurfilm, der Saudek 1974 in seinem Atelier zeigt. Darin modelliert er die Skulptur „Brüste“ („Prsa“), die im selben Raum ausgestellt ist.
In der obersten Etage sind weitere erotische Malereien zu sehen. Mit Öl auf Leinwand malte Saudek beispielsweise „Hanni mit Hörnern“ („Hanička s růžky“), eine nackte Frau, die dem Betrachter bedrohlich in die Augen schaut. Ihr Gesicht erinnert an die Figuren aus den Werken Klimts. Frech ragen zwei Hörner von ihrem Kopf aus dem Bild heraus. Saudeks Leidenschaft für den weiblichen Körper wird mehr als einmal in der Ausstellung deutlich. Aber auch zwischenmenschliche Liebe ist ein Thema. Besonders schön: das Bild eines nackten Paares, das sich kniend umarmt und küsst („Klečicí dvojive v obětí“). Dennoch: „18+“ ist nichts für konservative Besucher.
Kája Saudek: 18+. Tančící dům (Jiráskovo náměstí 6, Prag 2), geöffnet: täglich 10 bis 20 Uhr, Eintritt: 190 CZK (ermäßigt 60–100 CZK), bis 17. September, www.artsalons.cz
„Wir wollen das Verbindende zeigen“
„Befreite Frauen“