„Noch fühle ich mich sicher“
Adriana Krnáčová ist die erste Oberbürgermeisterin Prags. Im Rathaus will sie sich heiklen Angelegenheiten widmen
4. 12. 2014 - Text: Martin Nejezchleba
Seit Mittwoch vergangener Woche ist es offiziell: Adriana Krnáčová von der Babiš-Partei ANO ist Prags neue Oberbürgermeisterin. In der Wahlkampagne gab sie sich bedeckt, punktete vor allem mit dem Charisma ihres Parteichefs und Slogans wie: „Verkehrsproblematik? Wir lösen’s halt.“ PZ-Mitarbeiter Martin Nejezchleba wollte es genauer wissen.
Frau Krnáčová, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl zur Oberbürgermeisterin. Über Twitter haben Sie angekündigt, das Sie als erstes die städtischen Verträge überprüfen lassen und eine Leibwache für sich anfordern werden. Vor wem fürchten Sie sich?
Adriana Krnáčová: Mit der Kontrolle der städtischen Verträge habe ich mit meinem Team bereits in der letzten Woche begonnen, wenige Stunden, nachdem ich gewählt wurde. Wir dürfen in diesen Dingen keine Zeit verlieren. Was die Leibwache betrifft, habe ich bislang nur Informationen vom Innenminister eingeholt. Wir sind uns einig, dass ich eine Leibwache anfordern kann, sobald ich mich bedroht fühle. In diesem Moment ist das noch nicht der Fall.
Nach der Wahl sagten Sie, dass Sie den Magistrat von seiner „dunklen Vergangenheit“ befreien und den Pragern das Vertrauen in das Rathaus zurückgeben möchten. Wie soll das gehen?
Krnáčová: In diesen Tagen stelle ich ein Team von Leuten zusammen, das wir getrost das „Team Vergangenheit“ nennen können. Es handelt sich um Rechtsanwälte, Auditoren, Ökonomen, Bauexperten, IT-Spezialisten. Sie haben einen klaren Auftrag: Alle Verträge aus der Vergangenheit überprüfen und diese nach ihrer Vorteilhaftigkeit bewerten, sie sollen das Netzwerk von Subunternehmern erforschen und deren Verbindungen zum Rathaus ebenso wie zu den städtischen Unternehmen aufdecken. Ich weiß, dass es hier in der Vergangenheit viele Leute gab, die über viele Jahre mit den städtischen Firmen unter einer Decke steckten und von ihren Positionen profitiert haben. Falls mein Team dahinterkommt, dass dem auch heute noch so ist, werde ich nicht zögern, das öffentlich zu machen oder Strafanzeige zu erstatten.
Die Öffentlichkeit weiß bislang nicht viel von Ihren Plänen – nur, dass sie genauso wie ihre Vorgänger gegen Korruption und für eine transparente Politik im Magistrat kämpfen wollen. Verraten Sie unseren Lesern drei weitere konkrete Ziele, die Sie in Ihrer Amtszeit als Oberbürgermeisterin erreichen wollen?
Krnáčová: Ich glaube, dass die Öffentlichkeit recht viel über uns weiß. Während des Wahlkampfes war ich in ganz Prag unterwegs und habe viel mit den Bürgern gesprochen. Aber ich kann das gerne wiederholen. An allererster Stelle müssen wir all die Probleme lösen, die wir von den früheren Stadträten geerbt haben. Sie haben die Projekte Opencard, den Blanka-Tunnel, die Müllabfuhr und die städtische Beleuchtung nicht zu Ende gebracht. Das sind die dringlichen Aufgaben. Des Weiteren werden wir den Haushalt stabilisieren. In diesem bleibt uns für neue Investitionen leider nur ein tristes Sümmchen. Dabei würden wir gerne mit den Bauarbeiten an der Metrolinie D beginnen. Ich würde im Rathaus auch gerne eine konzeptionelle Lösung für den Wenzelsplatz finden. Der Großteil der Prager lehnt es im Moment ab, ihn zu besuchen.
Touristen lieben Prag für seine Atmosphäre, die romantischen Gässchen und die reiche Geschichte. Was mögen Sie an Prag?
Krnáčová: Prag ist meiner Meinung nach die schönste Stadt der Welt. Deshalb habe ich sie mir auch als den Ort ausgewählt, an dem ich lebe, arbeite und drei Kinder groß gezogen habe. Die Geschichte der Stadt ist natürlich großartig, aber ich mag auch das, was sich aus ihr entwickelt hat. In letzter Zeit gibt es hier mehr kleine und mittelgroße Unternehmen und interessante Restaurants, in die ich es von meiner Wohnung in Dejvice nicht weit habe. Und weil ich gerne jogge, liebe ich den Park Stromovka. In Zukunft könnten mehr solcher Orte in Prag entstehen.
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