Occupy Mánes!
Künstler besetzen die Galerie Mánes und fordern Kunst statt Kommerz
24. 4. 2013 - Text: Martin NejezchlebaText: mn/čtk, Foto: APZ
„Ihr habt die Form der Funktion beraubt“, „Mánes ist ohnmächtig“, „Tod dem Profit“ – Aufschriften, die in der vergangenen Woche die Galerie Mánes geschmückt haben. Eine Gruppe von Künstlern besetzte den Ausstellungssaal aus Protest gegen die Verwaltung symbolisch für zwei Tage. Die verwaltende Stiftung verfolge lediglich wirtschaftliche Interessen und vernachlässige langfristig den kulturellen Auftrag der Einrichtung. Außerdem drohe durch die eingeleitete Restaurierung der Bankrott. Die Protestierenden fordern den Rücktritt des Verwaltungsrats.
Am Donnerstag und Freitag vergangener Woche fanden unter dem Motto „Mánes den Künstlern“ („Mánes umělcům“) Kunsthappenings, Diskussionen, Konzerte und Lesungen statt. „Wir begrüßen die Initiative“, erklärt der Vorsitzende des Verwaltungsrats Petr Siegl. Es sei wichtig, die Meinung der jungen Leute zu kennen. Als die Protestaktion am Donnerstagmittag eingeleitet wurde, fingen Arbeiter im Innenraum der Galerie an, mit Presslufthämmern zu arbeiten.
Die Bauarbeiten waren dabei zuvor wegen Finanzproblemen der „Stiftung für tschechische Bildende Kunst“ ausgesetzt worden. Auch auf den Stillstand der Bauarbeiten wollen die Künstler aufmerksam machen. „Die Stiftung handelt wie eine Immobilienfirma, die aus dem Gebäude lediglich Profit schlagen möchte“, heißt es im Protestaufruf.
Am Donnerstag deuteten die Veranstalter darauf hin, dass die Galerie bereits im Herbst den Ausstellungsbetrieb aufnehmen soll. Bislang gebe es jedoch kein Ausstellungsprogramm. Der Vertrag mit einem Restaurantbetreiber im lukrativ gelegenen Gebäude sei jedoch bereits abgeschlossen. Den Rücktritt des Verwaltungsrates lehnt die Stiftung ab. Man sei sich keiner Fehler bewusst. Der Protestaktion schlossen sich mehr als 250 Kuratoren und Kunstschaffende an, etwa der bekannte Künstler Kryštof Kintera.
Die Galerie wurde in den 1920er Jahren durch den Verband Bildender Künstler Mánes – benannt nach Josef Mánes, böhmischer Maler der Romantik – erbaut. Mit Unterstützung des tschechoslowakischen Präsidenten T.G. Masaryk entstand in der Nähe des Nationaltheaters am Moldau-Ufer das funktionalistische Gebäude mit Galerie, Restaurant und Veranstaltungsaal. Die Restaurierungsarbeiten wurden im vergangenen Jahr eingeleitet und Anfang 2013 eingestellt.
Auf unbestimmte Zeit verschoben
Neue Formen des Unterrichts