Partner für die Post
Staatsunternehmen hofft auf Hilfe beim Kreditgeschäft und beim Betrieb der Filialen – Kritik von Kommunen
13. 4. 2016 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: APZ
Die Tschechische Post (Česká pošta) wird doch keine eigene Bank gründen. Sie sieht von ihren früheren Überlegungen ab. Stattdessen will das staatliche Unternehmen nun in einer öffentlichen Ausschreibung nach Partnern für das Finanz- und Versicherungsgeschäft suchen. Diese sollen ab Ende nächsten Jahres die Dienste übernehmen, die bisher das Kreditinstitut ČSOB in den Postfilialen anbietet. Noch Anfang April will die Post einen Berater mit der Suche nach einem neuen Partner beauftragen.
„Finanzdienstleistungen werden bis Ende 2017 weiterhin so funktionieren wie jetzt. Von der Idee, eine eigene Banklizenz zu erwerben, haben wir Abstand genommen“, sagte Post-Generaldirektor Martin Elkán in der vergangenen Woche. Der Vertrag zwischen Post und ČSOB läuft im kommenden Jahr aus. Die ČSOB könne die Bankschalter in den Postfilialen aber laut Vertrag bis zum Jahr 2022 nutzen, so ČSOB-Sprecherin Martina Slaviková. Solche Schalter gibt es in 150 Postämtern. Slaviková zufolge sei das Kreditinstitut an der bisher „für beide Seiten erfolgreichen“ Zusammenarbeit auch über das Jahr 2017 hinaus interessiert. Einen entsprechenden Vorschlag habe die ČSOB der Post zugeschickt. Der jährliche Ertrag der Post aus Bank- und Versicherungsdienstleistungen beläuft sich auf rund 1,5 Milliarden Kronen (etwa 55,5 Millionen Euro). „Mit dem neuen Partner wollen wir zumindest dasselbe einnehmen wie bisher, im idealen Fall noch mehr“, so Post-Sprecher Matyáš Vitík.
Unfaire Verträge
Derzeit sucht die Post außerdem nach Partnern, die den Betrieb weiterer Filialen übernehmen. Unter dem Namen „Pošta Partner“ werden Zweigstellen etwa an Gemeindeämter und Einzelhändler übergeben. Der Verband der tschechischen Gemeinden kritisiert das derzeitige Vorgehen. In einem Brief an die Regierung forderte er diese in der vergangenen Woche auf, das Modell zu prüfen und die Bedingungen für die Kommunen zu verbessern.
Dem Verbandsvorsitzenden Stanislav Polčák zufolge machten einige Gemeinden Verluste, wenn sie Postfilialen unterhielten. Die Verträge seien so konzipiert, dass die Kommunen viel Verantwortung übernehmen und sogar mit Sanktionen rechnen müssten; von der Post würden sie dafür aber nicht ausreichend entlohnt.
Post-Sprecher Vitík dagegen bezeichnete „Pošta Partner“ als ausgewogen und tragfähig. Bisher hat das Unternehmen bereits 140 Partner für das Projekt gewonnen; in diesem Jahr sollen 200 weitere hinzukommen. Bis 2025 will die Post nur noch 700 eigene Filialen betreiben und 2.500 an Partner übergeben. Die Post zählt hierzulande insgesamt gut 3.200 Filialen. Im Jahr 2014 erwirtschaftete das Unternehmen einen Gewinn von 241 Millionen Kronen vor Steuern (rund 8,9 Millionen Euro). Für 2015 rechnet es mit einem Gewinn von rund 50 Millionen Kronen.
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