Peinliche Plauderei
Tschechien staunt über Vokabular und Ausdrucksweise des Regierungschefs.
8. 12. 2013 - Text: Ivan DramlitschText: id; Foto: APZ
Ein am Samstag vom Nachrichtensender ČT24 aufgezeichnetes Gespräch zwischen Übergangspremier Jiří Rusnok (Foto) und Verteidigungsminister Vlastimil Picek sorgt in Tschechien für ungläubiges Staunen. In dem Dialog, der während einer Parlamentssitzung über die Mikrofone des Fernsehsenders live übertragen wurde, geht es um die Frage, wer zur Beerdigung von Nelson Mandela reisen werde.
Rusnok gibt darin offen kund, dass er „überhaupt keine Lust“ habe, nach Südafrika zu reisen. Besonders auffällig ist die ständige Verwendung der Anrede-Partikel „ty vole“ (wörtlich „du Ochse“, entspricht im Deutschen etwa „(ey) Alter“ oder auch „Mann!“), die im Tschechischen als derb und vulgär gilt. Rusnok quält auch die Frage, wie man am besten nach Südafrika komme. „Alter, das ist saumäßig weit weg, bräuchte ich ’nen Linienflug oder was.“ Verteidigungsminister Picek schlägt eine Spezial-Regierungsmaschine vor. „Und wer bezahlt das?“, fragt Rusnok. „Ich bezahle das“, anwortet Picek.
Zum Schluss des Dialoges, in den sich auch Finanzminister Jan Fischer einschaltet, geht es um die Möglichkeit, dass Präsident Zeman nach Südafrika reisen könnte:
Rusnok: „Ich hoffe, dass Miloš heiß drauf ist zu fahren…“
Picek: „Kannst du mir bitteschön sagen, wie er die Treppen vom Flugzeug hochkommen soll?“
Rusnok: „Keine Ahnung.“
Picek: „Mit Treppen hat er doch Probleme.“
Fischer: „Das ist doch totaler Schwachsinn. Mensch, der baut da womöglich wieder Mist.“
Rusnok: „Tja, dann fliegt er wohl nicht. Schöne Scheiße.“
Premier Rusnok hat sich mittlerweile entschuldigt. „Es war ein Fehler, sich auf diese Art und Weise im Zusammenhang mit dem Tod von Nelson Mandela auszudrücken. Das tut mir leid, und ich entschuldige mich dafür“, so Rusnok.
„Wie 1938“
„Unterdurchschnittlich regiert“