Picknick zwischen Gräbern

Picknick zwischen Gräbern

Kulturelle Veranstaltungen sollen mehr Besucher auf die Olschaner Friedhöfe locken

4. 6. 2014 - Text: PZText: red/čtk; Foto: A. Nielsen

 

Die Olschaner Friedhöfe (Olšanské hřbitovy) in Žižkov sollen zukünftig als ein Ort für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Wie die Prager Friedhofsverwaltung Ende Mai bekanntgab, plane sie Picknicks, Workshops sowie Lesungen auf dem Areal der Begräbnisstätte. Außerdem soll vor der Eingangspforte des 1680 während einer Pestepidemie errichteten Friedhofs ein Café eröffnen.

Friedhofsdirektor Martin Červený erklärte, dass die Verwaltung damit die Ruhestätte stärker der Öffentlichkeit zugänglich machen und mehr Touristen anlocken will. „Wir möchten den Friedhof als einen Kulturraum vorstellen, der den Menschen offensteht. Heute kommen Mütter mit ihren Kinderwagen zum Spazieren hierher, Studenten lernen und lesen hier“, so Červený.

Für ihn sind das beste Voraussetzungen, um das Gelände auch unkonventionell zu nutzen. Seiner Meinung nach stelle der Friedhof einen idealen Ort dar, an dem man Ruhe und zugleich Zeitvertreib finden kann. Ein Friedhof müsse nicht unbedingt ein Ort der Trauer sein und könne sich auch zu einem beliebten Ausflugsziel entwickeln, so Červený. „Aus den Olschaner Friedhöfen könnte ein Prager Père Lachaise werden“, meint er mit Verweis auf den berühmten Pariser Parkfriedhof.

Seit Jahren gelten die Olschaner Friedhöfe – mit mehr als 200.000 Gräbern die größte Ruhestätte in Prag – als beliebter Ort zum Flanieren. Kunstvolle Grabmäler des Jugendstils und Ruhestätten bedeutender Künstler – wie zum Beispiel Josef Mánes, Jaroslav Čermák oder Josef Lada – ziehen Fotografen, Spaziergänger und Touristen an.

Kritik an den Plänen der Friedhofsverwaltung entgegnet Červený, dass niemand um die Pietät des Ortes fürchten müsse. Für gesellschaftliche Anlässe würden in erster Linie die weitläufigen Grünflächen in den alten Friedhofsabteilungen genutzt, in denen keine Beerdigungen mehr stattfinden. Hier könne niemand gestört werden, so Červený.

Vorerst wartet eine dringendere Angelegenheit auf die Friedhosfsleitung: Zahlreiche Grabsteine und Denkmäler verfallen zunehmend und müssen restauriert werden. Die Kosten für ihre Reparatur schätzt die Prager Friedhofsverwaltung auf rund zehn Millionen Kronen (etwa 365.000 Euro).

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