Prag immer attraktiver für Migranten
Zuwanderer kommen vermehrt aus EU-Ländern
2. 4. 2015 - Text: Katharina WiegmannText: kw/čtk; Foto: Moyan Brenn
Immer mehr Menschen aus dem Ausland suchen ihr Glück – oder zumindest einen Arbeitsplatz – in der tschechischen Hauptstadt. Unter ihnen finden sich in den vergangenen Jahren immer mehr EU-Bürger. Diese stammen nicht mehr nur überwiegend aus den für Tschechien traditionellen Herkunftsstaaten wie der Slowakei, sondern vermehrt auch aus Ländern wie Spanien, Italien oder Rumänien. Dies belegen am Mittwoch vergangener Woche veröffentlichte Daten des Tschechischen Statistikamtes, denen zufolge sich die Zahl der Migranten aus den Mitgliedsstaaten der EU im Zeitraum von 2003 bis 2013 mehr als verdoppelt hat.
„Vor ein paar Jahren hatten wir es nur sporadisch mit Einwanderern aus der EU zu tun“, erklärt Vladislav Günter, Direktor des Zentrums zur Integration von Ausländern. Das Zentrum unterstützt Migranten bei der Kommunikation mit Ämtern, der Arbeitssuche und dem Spracherwerb. „Es handelt sich nicht um ein stetiges Auf und Ab wie bei Migrationswellen, die Zahlen steigen kontinuierlich“, stellt Günter fest. Für ihn hänge dieser Anstieg damit zusammen, dass Prag zu den reichsten Regionen Europas gehöre. Für Arbeitsvermittler sei es heute zudem einfacher, Arbeitnehmer aus Mitgliedsstaaten wie Bulgarien oder Rumänien anzuheuern, für die keinerlei Beschränkungen mehr gelten. Gleichzeitig würden die tschechischen Behörden gerade Migranten aus diesen Ländern oft Rechte vorenthalten, die ihnen die EU eigentlich garantiere.
Oft wüssten die Einwanderer nicht, welche Ansprüche sie geltend machen könnten. „Viele haben größere Schwierigkeiten als Migranten aus Drittländern“, ergänzt Günter. Projekte, die sich mit der Integration von Ausländern beschäftigten, würden EU-Bürger, zu denen Bulgaren und Rumänen seit 2007 gehören, oft ausschließen – paradox angesichts der Tatsache, dass die meisten dieser Initiativen von der Union finanziert seien.
Die größte Einwanderungsgruppe Prags bildeten im Zeitraum der aktuellen Statistik Ukrainer, gefolgt von Slowaken und Vietnamesen. Auch aus diesen Nationen sind in den letzten zehn Jahren große Zuwächse zu verzeichnen. Insgesamt leben derzeit 168.000 Ausländer dauerhaft in der tschechischen Hauptstadt.
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