Prager Jahre

Prager Jahre

Die Galerie Smečky stellt die heitere Seite von Josef Váchal vor

10. 9. 2015 - Text: Melanie NolteText: Melanie Nolte; Bild: Váchals Selbstporträt mit Pfeife/APZ

Josef Váchal war Schriftsteller, Maler, Grafiker und Buchdrucker – ein künstlerisches Multitalent. Sein außergewöhnliches Œuvre umfasst unter anderem Gedichte, Schnitzereien, Möbel, Skizzen oder Aquarelle. Die Galerie Smečky legt in einer Retrospektive den Fokus auf Váchals Porträtgemälde und kombiniert die Schau mit Fotografien aus dem Privatleben, originalen Schriftstücken sowie persönlichen Gebrauchsgegenständen.

Der 1884 geborene Josef Váchal galt aufgrund seiner eigentümlichen künstlerischen Formensprache und seinem Hang zum Magischen und Okkulten schnell als wunderlicher Außenseiter. Mit 14 Jahren zog er nach Prag, um eine Lehre als Buchbinder zu beginnen. Bereits mit 16 Jahren verfasste Váchal seine ersten Gedichte. An der Kunstakademie ließ er sich später zum Maler und Grafiker ausbilden. Sein eindringlicher düsterer Symbolismus machte Váchal zu den bekanntesten tschechischen Vertretern des Genres.

Besucher der Galerie Smečky überkommt beim Eintritt in die Ausstellung jedoch ein eher heiteres Gefühl. Das Selbstporträt direkt am Eingang heißt sie mit warmen Gelbtönen willkommen. Auf dem Holzschnitt aus dem Jahr 1934 ist Váchal mit der für ihn typischen Tabakpfeife zu sehen.

Auf zwei Stockwerken präsentiert die Galerie viele Auto- und Tierportäts, unter anderem auch „Voříšek, Doxa und Selbstporträt“ („Voříšek, Doxa a vlastní portrét“). Den aus dem Jahr 1921 stammenden Holzschnitt kann man in zwei Variationen bewundern. Für die erste benutzte Váchal ausschließlich schwarze Farbe, um sein Profil zu umreißen. Wieder ist die Tabakpfeife als eines seiner Hauptmerkmale zu sehen. Ergänzt wird das Bild durch einen schwarzen Hund (Voříšek) und eine schwarze Katze (Doxa), die aus seinem Haar hervortreten. Der zweite, nahezu identische Druck, unterscheidet sich nur in seiner farblichen Gestaltung von der ersten Fassung – dieses Mal dominiert ein freundliches warmes Blau.

Neben rund 50 Gemälden können Besucher auch einige originale Schriftstücke Váchals und Alltagsgegenstände wie die geliebte Pfeife oder den Spazierstock sehen. Fotografien zeigen Váchal mit Familie, Freunden und Haustieren und machen den Menschen hinter dem Kunstschaffenden greifbar. Dass er es als Künstler nicht immer einfach hatte, wird an Váchals Schicksal nach der Machtübernahme der Kommunisten im Jahr 1948 deutlich. Aufgrund seiner antikommunistischen Ansichten wurde er vom Regime geächtet. Um sich das Überleben zu sichern, verkaufte er illegal seine Kunstwerke.

Váchal starb 1969 verarmt in seinem Landhaus im Kreis Hradec Králové. Das sture und stolze Beharren auf seinem politischen Standpunkt mag ein Grund für sein hohes Ansehen heutzutage sein. Vor allem ist dafür aber sein unglaublich mystisches und durchaus verzauberndes Werk verantwortlich, von dem die Schau in der Smečky-Galerie einen sehenswerten Auszug liefert. Der Titel mit dem Prag-Bezug verstört ein wenig, denn Motive aus der Hauptstadt sind nicht auszumachen. Allerdings behandelt die Schau vor allem Váchals Schaffenszeit bis 1940 – in jenem Jahr kehrte er Prag nach über vier Jahrzehnten den Rücken zu.

Josef Váchal und Prag. Galerie Smečky (Ve Smečkách 24, Prag 1), geöffnet: dienstags bis samstags 11 bis 18 Uhr, Eintritt: 50 CZK (freier Eintritt für Kinder, Studenten, Rentner und Behinderte), bis 10. Oktober